Der Wurzelschnitzer aus Flachau

Hofgeschichten, 22.03.2023, Margret Appesbacher

Dass Bäuerinnen und Bauern eine ganz besondere Beziehung zu ihren Wurzeln im übertragenen Sinn haben, ist weithin bekannt. Dietmar Schörghofer haben es aber vor allem auch die Wurzeln im wörtlichen Sinn angetan. Und das sieht man am gesamten Hofgelände genauso, wie in den Innenbereichen des Bauernhauses.

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Dietmar Schörghofer ist Bauer am Unterlehengut in Flachau. Er ist auch gelernter Tischler und Waldbesitzer. Seine große Leidenschaft für Holz begleitet ihn schon seit vielen Jahren. 2017 wurde dann ein Waldstück am Unterlehengut in ein Feld umgewandelt. Die im Boden verbliebenen Wurzeln ließ Dietmar ausgraben, aber nicht wie in solchen Fällen sonst üblich in Hackschnitzel verwandeln, sondern erstmal in seine Tenne zum Trocknen bringen.

Die versteckten Schätze der Natur

Seither kann Dietmar aus dem Vollen schöpfen. Er verwandelt vor allem Fichten- und Ahornwurzeln in kleine, individuelle Kunstwerke. Es ist die Einzigartigkeit jeder Wurzel, die ihn besonders fasziniert. „Die Wurzel kann ich nicht suchen, sie kommt zu mir“, erklärt er. Und dann kommen die Ideen. Für große und kleine Dekoelemente für den Innen- oder Außenbereich, Uhren, Kerzenständer, Vogelhäuschen oder Wegweiser. „Die Natur bietet uns so viel, wir müssen nur die Augen aufmachen“, erzählt „da Wurzelschnitzer“, wie man ihn im Ort gern nennt.

Wenn Wurzeln auf Reisen gehen

Die Wurzelkunstwerke im und ums Haus ziehen natürlich die Aufmerksamkeit von Gästen und Passanten auf sich und so mancher hat sich oder einem Freund oder Familienmitglied schon eins dieser Unikate gekauft. So ist zum Beispiel eine Wetterstation ins Erzgebirge übersiedelt und eine Kuckucksuhr in die Untersteiermark. Aber auch die Leute aus dem Ort holen sich kleine und große Wurzelkunstwerke, um ihr Zuhause zu verschönern. Jedes Mal, wenn eines der Wurzelkunstwerke, die Dietmar liebevoll als seine „Kinder“ bezeichnet, das Unterlehengut verlässt, fällt ihm der Abschied schwer.

Das Besondere entsteht oft im Verborgenen

Dietmar verbringt sehr viel Zeit in seiner Werkstatt. Für die Entstehung eines neuen Wurzelkunstwerks braucht es Muse. Und wenn er mit der Bearbeitung eines Wurzelstocks beginnt, herrscht auch mal künstlerisches Chaos, Lärm und natürlich geht es auch sehr staubig zu. Deshalb sind während der Schaffensphase Zuschauer nicht willkommen. Aber natürlich können Gäste und Besucher die fertigen oder teilfertigen Kunststücke bestaunen. Und für Interessierte macht Dietmar auch gern mal eine Führung und gewährt einen Einblick in seine Welt.

Das Schöne muss man nur erkennen

Der Baggerfahrer, der die Wurzeln einst ausgegraben hat, war auch einmal zu Besuch am Hof, um anzuschauen, was daraus entstanden ist. Er war ganz verwundert, was aus den dreckigen, steinigen und verwachsenen Wurzeln so entstanden ist. Diese Verwunderung kann ich gut nachvollziehen. Mal ehrlich, wie oft seid ihr bei einem Spaziergang oder einer Wanderung schon an einer Wurzel hängengeblieben oder gar drüber gestolpert? Und wie oft ist euch dabei spontan Schönes und Einzigartiges in den Sinn gekommen?

Deshalb Augen auf, lasst eurer Phantasie freien Lauf und werdet euch darüber bewusst, dass man das Schöne oft dort findet, wo man es am wenigsten vermutet. Was aus Dietmars Wurzelvorräten wohl noch alles entstehen wird?

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Margret Appesbacher
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