Wo Palmbuschen zehn Meter hoch sind

Hofgeschichten, 13.03.2024, Urlaub am Bauernhof Oberösterreich

Im Wallfahrtsort Maria Neustift betreibt Familie Seyerlehner eine Landwirtschaft mit „Urlaub am Bauernhof“. Die Gäste können an den zahlreichen Jahres-Bräuchen der Region teilhaben.

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Baeuerin und Kinder stehen rund um großen Palmbuschen | © Urlaub am Bauernhof Oberösterreich / Daniel Gollner

In Maria Neustift, hart an der Grenze zwischen der Nationalparkregion Kalkalpen in Oberösterreich und dem niederösterreichischen Mostviertel, können die österlichen Palmbuschen schon einmal zehn Meter messen. In dem Wallfahrtsort hält man alt überliefertes Brauchtum hoch und nicht nur die Landjugend übt sich im Wettstreit, wer den größten und schönsten Palmbuschen gebunden und am Palmsonntag über den Kirchberg in die Wallfahrtskirche geschleppt hat. Jede Familie im Ort hat einen, sei er ein kleiner Wedel oder ein stattlicher Baum.

Ostertraditionen am Seyerlehnerhof

Maria Seyerlehner lebt das Brauchtum mit ihren drei kleinen Kindern Melanie, Sandra und Markus und Mann Martin aktiv mit, liegt doch der Betrieb mitten im Ort. Wenn sie interessiert sind, können auch die Gäste, die im Seyerlehnerhof einen längeren Urlaub am Bauernhof oder ein bis zwei Nächte während einer Pilgerreise verbringen, an den Bräuchen teilhaben. Beides ist in drei Ferienwohnungen und drei modernen Pilgerzimmern möglich. Das zweite Standbein ist ein Aufzuchtbetrieb mit 20 bis 30 Kalbinnen zwischen zwölf Wochen und 28 Monaten. „Die Zucht ist für meinen Mann neben dem 40-Stunden-Job mehr  Hobby als Arbeit“, erklärt Maria, gelernte Kindergarten- und Volksschulpädagogin.

Bäuerin Maria erzählt über Brauchtum am Hof

Für den Zuchtbetrieb hat sich die Familie aus arbeitstechnischen Erwägungen entschieden. Schließlich gilt es für Maria auch die drei Kinder zu versorgen, die Gäste mit einem gesunden Frühstück inklusive hofeigener Wachteleier zu verwöhnen, und den Betrieb „Urlaub am Bauernof“ zu managen. Da wäre eine Milchkuhhaltung zu aufwändig gewesen.

"Bäuerin sein ist viel mehr, als nur in den Stall zu gehen!"

Maria Seyerlehner

Geschichte vom Seyerlehnerhof

„Wir haben das Haus aus den 70er Jahren von den Eltern übernommen, obwohl der Betrieb  schon einige Jahre still gelegt war. Es gab drei einfache Pilgerzimmer und keine Landwirtschaft dabei“, erzählt Maria. „Wenn man mich mit 15 Jahren gefragt hätte, ob ich einmal Bäuerin werden möchte, hätte ich nein gesagt. Geplant war es wirklich nicht.“ Doch sie hat sich schnell in ihre Rolle gefunden und mit ihrem Mann eine veritable Landwirtschaft aufgebaut. Im Dachgeschoß wurden neben den komfortablen Pilgerzimmern drei neue Ferienwohnungen geschaffen. „Landwirtin ist ein schöner Beruf, aber auch eine Herausforderung. Man muss hundertprozentig dahinterstehen, die Zahlen kennen und den Betrieb nicht als hübschen Bauernhof sehen, sondern als landwirtschaftliches Unternehmen“, denkt die gelernte Lehrerin klug wirtschaftlich.

Das Gesamtkonzept sei stimmig, denn ohne Landwirtschaft gäbe es keinen „Urlaub am Bauernhof“ und umgekehrt. „Wir bieten einen authentischen Betrieb mit allem was dazu gehört und keinen Streichelzoo“, umreißt Maria ihre Philosophie. Das Rüstzeug und die Erdung hat sie als Kind auf einer Landwirtschaft mitbekommen. Denn obwohl der Vater früh gestorben ist, hat die Mutter ihr und den Geschwistern das gesamte Rüstzeug mitgegeben, das man im späteren Leben so braucht, inklusive einer großen Portion Empathie und einen tiefen Glauben.

"Wir bieten einen authentischen Betrieb mit allem was dazu gehört und keinen Streichelzoo!"

Maria Seyerlehner

Heute ist sie froh, dass sie sich für diesen Weg entschieden hat, schon der Kinder wegen, die sie hautnah aufwachsen sieht – etwas, das sie sich immer gewünscht hat. „Ich weiß als gelernte Pädagogin was es heißt, wenn Eltern bei ihren Kindern bleiben können. Sie wachsen mit der Arbeit auf, verstehen sie und kriegen dabei so viel mit,“ ist sie dankbar, dass ihr der Spagat zwischen Arbeit und Familie gelingen kann.

Tiere am Hof

Die Kinder teilen sich Kaninchen, Katzen, Wachteln und die beiden Zwergziegen („Meine Seelentiere“) mit den Gästekindern, die sich im Sommer am Hof tummeln. Die Gästeschichte könnte unterschiedlicher nicht sein. „Einige kommen zu uns, um einmal eine Kuh streicheln zu dürfen, andere wollen den Berufsalltag erleben, selbst Hand anlegen und aktiv am Hof mitarbeiten und wieder andere sind Pilger, die nur kurz bleiben“, erklärt sie.

Traditionen im Jahreskreis

Der Jahreslauf ist in der Familie und im Ort noch von gelebtem Brauchtum gekennzeichnet. Bräuche, die viele gar nicht mehr kennen, schon gar nicht die Gäste, die von überall her kommen. „Wenn wir zu Weihnachten, Silvester und am Vorabend der Heiligen Drei Könige die Zimmer räuchern, kennen sich viele  nicht aus, was es damit auf sich hat und glauben an einen esoterischen Zauber“, lacht Maria. Die Familie lädt Gäste ein, daran teil zu haben. „Wir stellen es ihnen frei. Jeder kann entscheiden, ob er es möchte. Wir nötigen niemanden.“

Ein weiterer Brauch, der nur noch lokal zelebriert wird, weil er möglicherweise aus dem grenznahen Mostviertel stammt, ist die „Perschtmilch“. Maria erklärt, was es damit auf sich hat: „Am 5. Jänner wird Milch mit Zucker und Semmelwürfel erwärmt und auf den Tisch gestellt. Pro Familienmitglied wird ein Löffel umgedreht hineingesteckt und bleibt über Nacht drinnen.
Von dem Löffel, auf dem sich der meiste Rahm gebildet hat, hat in der Nacht die Perschtmutter mit ihren zwölf Zotterwaschln gegessen.“  Das bringe angeblich Glück. Glück, das Maria nicht immer hatte, das sie aber wegen zahlreicher Schicksalsschläge zu schätzen weiß.
 

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