#WieWirLeben: Elisabeth's Reise zurück zu den Wurzeln

Hofgeschichten, 08.04.2024, Michael Sabath

Bäuerin am elterlichen Hof oder Polizistin in New York? Elisabeth Mosser hat sich nach reiflicher Überlegung für ersteres entschieden und führt die Familientradition auf dem Binter-Hof im Drautal fort.  

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Kuh schleckt Topfentraum an | © Urlaub am Bauernhof Kärnten / Daniel Gollner

Man spürt die Vertrautheit von Mensch und Tier. Elisabeth Mosser ist im neuerbauten Stall gerade damit beschäftigt, die Kühe zu melken. Aktuell 17 an der Zahl. Sie liefern den Rohstoff für die kulinarischen Köstlichkeiten aus eigener Produktion, die den Binter-Hof in mehr als 30 Jahren zu einer der ersten Adressen in Sachen Direktvermarktung gemacht haben.

Besonders begehrt unter den zahlreichen, veredelten Milchprodukten nebst Fleisch und Speck: der Topfentraum. Ein süßer Cremetopfen mit einem Schuss Marmelade, der jeden Gaumen höherschlagen lässt. „Er ist so wunderbar vielseitig“, schwärmt die junge Bäuerin, um dann gleich den Werbeslogan in eigener Sache anzuschließen: „Zum Frühstück für einen guten Start in den Tag, als süße Freude nach dem Mittagessen, als Belohnung nach einem langen Tag oder einfach zwischendurch“. Zahlreiche Auszeichnungen respektive „Genusskronen“ bezeugen die Qualität der Erzeugnisse, made am Binter-Hof.

Familienbesitz seit 350 Jahren

Mitten in den Bergen, eingebettet in eine idyllische Naturkulisse, liegt die Gemeinde Berg im Drautal. Ein Ort, der seit jeher Wert legt auf nachhaltige Regionalität und Mitglied der Initiative „Slow Food Kärnten“ ist, die nach dem Prinzip „gut, sauber und fair“ kleinstrukturierte Landwirtschaft fördert. Drei Generationen wohnen dort am Binter-Hof, der seit über 350 Jahren im Familienbesitz ist. Leben und Arbeit in und mit der Natur. Um das Erbe brauchen sich Birgit und Josef Mosser nicht zu sorgen. Elisabeth, die jüngere der beiden Töchter, macht mit ihren Eltern längst gemeinsame Sache – nach reiflicher Überlegung und einigen Umwegen, die in ihr den Entschluss reifen ließen, auch zuhause anzupacken. „Gott sei Dank ist in mir der richtige Gedanke gekommen“, sagt die junge Frau rückblickend. Davor und dazwischen lagen ein abgeschlossenes Studium für Pflege- und Gesundheitsmanagement an der Fachhochschule Kärnten, ausgedehnte Fernreisen und auch der Traum, Polizistin in New York zu werden. Jede Menge Zeit, über sich, das Leben und die eigene Zukunft nachzudenken. Bis diese Sturm- und Drangjahre, die sie „Revoluzzerzeit“ nennt, schließlich eben den „richtigen Gedanken“ reifen ließen, doch Bäuerin zu werden.

 

„Gott sei Dank ist in mir der richtige Gedanke gekommen.“

Elisabeth Mosser

So wie ihre Mutter und Großmutter und viele andere Frauen, die „jetzt endlich die Anerkennung für ihre Leistung bekommen, die sie schon immer verdient haben. Frau sein am Hof? „Ich bin ein simpler Mensch, dazu braucht es keine gestrichenen Fingernägel“, sagt die Jungbäuerin, die sich aber genauso gern herausstampert, wie sie das nennt. Gestylt im Dirndl oder eben im latest Fashion-Stil.

"In diesem Beruf ist immer alles in Bewegung. Du weißt nicht, was der Tag bringt."

Alles in Bewegung

Generationenkonflikt gibt es keinen auf dem Binter-Hof. Probleme, Projekte und Vorhaben werden gemeinsam besprochen, die Rollenaufteilung funktioniert. „Papa ist der Denker und Lenker“, sagt Elisabeth, die gemeinsam mit der Mama dann zur kreativen Umsetzung schreitet. Ob bei neuen Produkten in der Direktvermarktung oder bei der Ausgestaltung der beiden neu renovierten Ferienwohnungen für die Gäste, die seit Jahrzehnten schon Urlaub am Bauernhof machen. Auch dort findet sich das Leitmotiv des Binter-Hofs wieder: im Einklang mit Natur und Wald entstanden beim letzten Umbau stimmige Interieurs mit Holzbrettern aus alten Bäumen oder einem umgebauten Pferdeschlitten als Bett.

 

Die nächsten Projekte auf dem Binter-Hof sind schon in den Startlöchern, wenngleich noch wohlgehütete Geheimnisse. „In diesem Beruf ist immer alles in Bewegung. Du weißt nicht, was der Tag bringt“, schwärmt Elisabeth Mosser und findet Stillstand total abschreckend. Deshalb stehen auch weiterhin Reisen im Kalender, um nach der Rückkehr mit dem guten Gefühl anzukommen, dass es zuhause doch am schönsten ist. 

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