Gebrauchsanweisung für Almhütten Teil 4: Anreise mit dem Auto leicht gemacht

Almgeschichten, 20.06.2022, Notburga Samrock

Stell dir vor…

Du fährst mit Deinem geliebten Auto das erste Mal den Almweg zu Deiner Almhütte hinauf, in der Du Deinen Urlaub verbringen wirst. Ja, die Straße ist schmal, nicht asphaltiert, kurvig und gefühlt reichlich steil, es gibt wenig Platz rechts und links.  Da kommt von oben ein anderer Wagen aus der Kurve, noch dazu ziemlich forsch... Wenn Du jetzt weißt, was, wie und wann es zu tun ist, Gratulation! 

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Mann steigt aus Auto aus vor einem Bauernhof | © Urlaub am Bauernhof Kärnten / Tine Steinthaler

Sicher und flott mit dem Auto bergauf und bergab

Der Fachmann weiß alles!

Ich habe schon sehr, sehr viele Almstraßen und Almwege befahren - manchmal gut, manchmal besser, manchmal auch sehr schlecht – und dabei einige brenzlige Situationen erlebt. Deshalb will ich Dir keine Ratschläge geben, sondern habe mir sozusagen einen Fachmann ins Auto geholt.

Alois Wolf ist seit 35 Jahren Fahrschullehrer, er kennt sich aus. Außerdem ist er Nebenerwerbslandwirt und kennt sich daher wegen des Zweitberufes auch mit Almstraßen, Fahrwegen und Landstraßen aus. Also, sein Rat zur eingangs geschilderten Situation: „Die Straßenverkehrsordnung sieht vor, dass derjenige ausweichen muss, bei dem es leichter geht. Meistens ist es der, der gerade bergauf fährt. Aber dazu muss man erst feststellen, was wirklich leichter und vor allem besser in der jeweiligen Situation ist. Also, erstes Gebot: Ruhe bewahren!“

Alois hat noch einen Insider-Tipp parat: „Wenn Du Glück hast, ist der, der da kommt, ein Einheimischer. Der macht das Ausweichen gekonnt. Er weiß nämlich genau, wie man das hinkriegt, wo die nächste Ausweiche ist und wie es sicher geht. Also vertrau ihm. Andernfalls vertrau Dir selbst. Im Ernstfall wirst Du staunen, wie viel Platz eigentlich doch noch vorhanden ist! Vor allem in den Kehren und auf der Bergseite.“

Welches Auto ist das beste zum Bergfahren

Mein heutiger Fahrlehrer Alois weiß auch das genau. „Jedes Standardauto in verschiedener Größe ist geeignet“, sagt er. Sollte es ein SUV sein? Der Fachmann schmunzelt: „Ja, ist natürlich gut, aber sein muss es nicht. Wenn Du schon einen SUV hast, dann kommt er nach den vielen Stadt- und Autobahnfahrten endlich an seinem Bestimmungsort an.“ Und welches Auto ist zum Almfahren nicht geeignet? „Eindeutig sind das sportliche Autos, die tief liegen und solche mit einem optischen Verbau. Denn da kann es unten schon kratzen, das hört sich fürchterlich an und kann relativ großen Schaden anrichten“, meint Alois und gibt gleich den passenden Kratzton zum Besten.

Und weil wir gerade beim „Kratzen“ sind! Almwege und -straßen haben häufig tiefe Spurrinnen. Wie verhalte ich mich mit meinem Auto dabei? Klare Antwort: „Natürlich nicht in der Spurrinne fahren, sondern, wenn es geht, auf der höheren Seite außer der Spur, idealerweise wäre das die Hangseite.“ Und ich denke aus dem Hintergrund dazu: Wenn Du aus Platzgründen in der Spur bleiben musst, fahr möglichst langsam. Und hin und her wechseln hilft auch manchmal.

Und wie geht`s im Winter?

Alois dazu: „Auf jeden Fall brauchst Du gute Winterreifen. Schneeketten der neuen Generation lassen sich meistens auch noch dann anlegen, wenn Du schon hängst. Nimm daher immer Schneeketten mit, auch wenn Du sie selbst nicht montieren kannst. Es findet sich immer jemand, der es kann, bevorzugt der schon beim Ausweichen strapazierte Einheimische. Aber grundsätzlich ist das rechtzeitige Anlegen der Ketten sehr wichtig.“  Noch eine heikle Frage dazu: Und was ist, wenn auch mit Ketten nichts geht? Die lapidare Antwort: „Dann hilft nur noch der Traktor des Bauern, der Dich und Dein Auto befreit.“

Bergauf und bergab – sicher und richtig!

Mit welchem Gang man in der jeweiligen Situation bergauf fährt, weiß Alois natürlich auch – er ist ja schließlich Fahrlehrer: „Lege den Gang ein und gib Vollgas. Wenn das Auto beschleunigt, ist der richtige Gang für das jeweilige Gelände eingelegt. Das wird auf Schotterstraßen und Almwegen sehr häufig der zweite sein.“ Und bergab? „Am besten fährst Du bergab mit dem Gang, bei dem die Motorbremse ausreicht. Die Fußbremse soll nur gelegentlich gebraucht werden, vor allem vor Kurven,“ meint Alois. Und ich denke noch still dazu: „Ja, lieber langsamer und sicher bergab fahren, denn Schotterwege können gerade bergab sehr tückisch sein.“ Weiß ich aus unangenehmer Erfahrung!

Männer oder Frauen – wer fährt besser? Ich kann es mir nicht verkneifen, diese Frage an Alois zu stellen. Er schaut mich ganz verwundert an ob dieser komischen Frage. „Ich sehe in meiner langjährigen Praxis da überhaupt keinen Unterschied. Es kommt einfach nur auf die Übung an,“ sagt er zum Abschluss sehr bestimmt.

Der goldene Tipp im Doppelpack ​​​​​​​

Der erste ist jetzt natürlich mit dem Wort Übung fällig. Alois Wolf dazu: „Erstens Ruhe bewahren. Zweitens ausprobieren. Drittens sich was zutrauen, halt nicht zu viel. Viertens lernen (und üben) beim Tun. Es gibt in Fahrschulen auch Perfektionsfahrten, die ich schon abgehalten habe. Aber notwendig sind sie nicht unbedingt. Wichtig ist, dass Du Dich auf Deine Almfahrten einfach locker freust.“

Und jetzt mein Tipp. Stell Dein Auto nicht irgendwo auf der Almwiese ab, denn das Weidevieh ist oft sehr neugierig – abgebrochene Spiegel habe ich selbst erlebt. Bring Deinen Wagen nach Möglichkeit hinter dem Zaun bei der Hütte unter. Dann wird Dir das Fahrerlebnis auf der Alm nur Freude machen!

Notburga Samrock
Almhüttenexpertin, 12 Artikel
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