Der unterhaltsame Holzstöckerlbauer aus Seeham

Hofgeschichten, 07.09.2021, Eva Krallinger-Gruber

„Wir haben einmal bei einer Messe unsere Holzklötze aufgebaut, einen auf den anderen. Ein riesiger Berg ist das geworden. Für die Kinder war es das Lustigste, die Holzstöckerl umzuwerfen.“ Hans Greischberger ist der Holzstöckerlbauer aus dem Salzburger Seeham. Neben seiner Aufgabe als Bauer macht er ganz wunderbar-gruselige Führungen durch den Teufelsgraben.

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Hans Greischberger, Aicherbauer in Seeham | © Urlaub am Bauernhof im SalzburgerLand / Matthias Gruber

Hans haben wir am Telefon kennengelernt. Am Weg zu seinem Bauernhof hat unser Handy den Geist aufgegeben. Da es gleichzeitig als Navi fungiert hat, mussten wir umdrehen - ohne den Holzstöckerlbauer je gesehen zu haben. Unser verspäteter Entschuldigungsanruf kostete Hans nur ein Lächeln: „Auf die Technologie ist nicht immer Verlass, das müsst ihr euch merken. Kauft euch eine Karte aus Papier und legt sie ins Auto.“ Als wir es dann beim zweiten Anlauf zum Aicherbauer – so der Hofname – schaffen, ist es Frühling. Und beim Aussteigen aus dem Auto blicken wir auf den direkt auf den Obertrumer See.

Hans ist ein richtiger Tausendsassa. Neben der Bewirtschaftung seines Hofes ist er ein Naturbursch durch und durch. Jahrüber bietet der Salzburger Bauer Führungen durch den Seehamer Teufelsgraben an. So heißt der Wald, der sich in dieser Salzburger Region erstreckt. Und aus dem Hans das Holz für seine Holzstöckerl holt. Die Teufelsgraben-Führungen klingen gruselig. Gestartet wird im Sommer am Vormittag, im Winter erst, wenn es so richtig finster ist. Dann bekommt jeder Teilnehmer eine Fackel in die Hand. Und ohne die Hand vorm eigenen Gesicht zu sehen, geht es – begleitet von Hans’ Sagengeschichten – durch die dunkle Nacht.

„Bei meinen Gästen kommt die Führung sehr gut an“, erzählt Hans von seinen Erfahrungen. Uns wundert das nicht. Hans ist ein richtiger Entertainer und zum Schluss der Tour wartet man in der eingeheizten Röhrmoosmühle mit Glühwein und selbstgemachten Bauernkrapfen auf die durchfrorenen Gäste. Vor allem Familien genießen diesen Ausflug sehr. Das passt, denn der Aicherbauer ist ein Baby- und Kinderbauernhof. Das bedeutet, dass Mamas und Papas alle Annehmlichkeiten von einem kinderfreundlichen Haushalt auch im Urlaub genießen. Flaschenwärmer, Kinderbetten und Co. müssen nicht mühevoll mitgeschleppt werden, sondern sind vorhanden. Und natürlich zwei Gastgeber, die sich auf Kinder freuen.

Platz gibt es beim Aicherbauer, so der Hofname, genug. Zwei Ferienwohnungen bieten ein Doppelzimmer, Kinderzimmer, eine Wohnküche und Sanitärräume. Zieht man für die Zeit des Urlaubs bei der Familie Greischberger ein, lernt man etwas über Vergangenheit und Gegenwart. So wie uns Hans auf die Mitnahme einer Papier-Karte hingewiesen hat, wird auch am Aicherbauer Bewährtes geschätzt. Holzstöckerl ersetzen Playstation und Handy-Games. „Kinder müssen selbst gestalten, dann geht es ihnen gut“, erzählt Hans von seinen Erfahrungen. Holzstöckerl aufbauen fordert und fördert Konzentration, Fantasie und Ausdauer sowie die räumliche Vorstellungskraft.

Die Holzstöckerl kommen aber nicht von irgendwo. Jedes einzelne Stück geht durch die Hände von Hans. Er holt den Fichtenbaum aus seinem eigenen Wald, das Holz wird getrocknet, per Hand sortiert und dann glatt geschliffen. Die Stöckerl kann man kaufen, urlaubt man aber beim Aicherbauer, kann man sich den lieben Tag mit dem Stapeln und Umwerfen von Holzklötzen beschäftigen. Hier gibt es eine Menge der traditionellen Spielsteine.

In Seeham wird aber nicht nur mit Holz gespielt. Der Ort ist ein wunderbarer Ausgangsort – im Sommer für Ausflüge zum See, im Winter zum Salzburger Christkindlmarkt. „Beliebt ist auf jeden Fall der Seehamer Hochseilpark“, erklärt Hans. Der ist aber etwas für Mutige, vor allem die Europarutsche. Liegend, nur an einem Seil befestigt, geht es gut 600 Meter in die Tiefe. „Das muss man sich schon trauen“, lacht er.

Wer auf diesen Adrenalinkick gerne verzichtet, bleibt am Bauernhof. Dort wird Hochseil-Schwindel durch flauschige Tiere und ein gelegentliches Stamperl von Hochprozentigem getauscht. Unser Tipp: den Heuschnaps verkostet. Etwas Vergleichbares bekommt man sicher nicht mehr so schnell.

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Eva Krallinger-Gruber
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