Echt fleißig, unsere Bienchen - Teil I

11.04.2021

Der Deckel des Bienenstocks wird behutsam geöffnet und lautes Summen ist zu hören. Hast du schon einmal darüber nachgedacht, wie viel Sport eine kleine Biene in ihrem Leben macht oder mit was sie sich den Bauch vollschlägt?

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Honigbiene mit Kopf in Kirschblüte | © Pixabay

Alle Füßchen voll zu tun

Ein paar wissenswerte Zahlen und Fakten zu Beginn:

• In Österreich summen knapp 700 Bienenarten über Wiesen und Wälder. Die bekannteste von ihnen ist die Honigbiene, die eine Körpergröße von 7-20mm erreichen kann

• Bienen sind Vegetarier: Sie füttern ihre Larven ausschließlich mit Pollen, die als ideale Eiweißquelle dienen

• Eine Bienenkönigin gründet ihr Volk ganz alleine. Die ersten geschlüpften Tiere fungieren als Arbeiterinnen und erst die am Ende des Nestzyklus geborenen Larven werden zu Jungköniginnen und Männchen.

• Mit einer Produktion von ca. 250 000 Tonnen pro Jahr ist die EU nach China der zweitgrößte Honigerzeuger der Welt

Auch unseren Gastgebern liegt das Wohl der kleinen Naturboten am Herzen. Wir haben nachgefragt, ob am Hof bewusst Bienentrachtpflanzen zum Erhalt der Bienenvölker (ein-) gesetzt werden. Dabei haben fast zwei Drittel unserer Urlaubsbauernhöfe angegeben, besonderes Augenmerk auf den Bienenschutz zu legen.

Arno Kronhofer aus Hermagor in Kärnten und Stefan Lehenauer aus Adnet in Salzburg sind Imker aus Leidenschaft. Sie erzählen, wie das Jahr eines Imkers in Zusammenarbeit mit ihren Bienen abläuft und warum die kleinen fleißigen Tierchen so wichtig für uns Menschen sind.

Die Liebesboten der Natur

Rund 80 Prozent der blühenden Pflanzenarten in Österreich sind darauf angewiesen, von Bienen und anderen Insekten bestäubt zu werden. Darum kümmern sich unsere fast 700 Bienenarten, gemeinsam mit hunderten Schmetterlings,- Fliegen und Käferarten. Das ist wichtig für uns Menschen, wollen wir doch auf saftige Äpfel, süße Birnen, frische Beeren oder auch Kürbisse nicht verzichten. Ganz zu schweigen von guten Kräutern und Wild- oder Gartenblumen – unsere Gärten würden ganz schön fad aussehen.

Honigbeschaffung - So funktioniert's!

Bienen haben einen Deal mit Pflanzen: Sie sorgen dafür, dass die Pollen der Pflanzen miteinander vertauscht werden und im Gegenzug dazu erhalten sie süßen Nektar. Eine Biene analysiert ganz genau, aus welcher Pflanze sie den meisten Nektar holen kann. Diese Entscheidung will gut überlegt sein: Bienen sind nämlich blütenstetig – sie fliegen den ganzen Tag immer wieder den gleichen Ort an. Die Informationen über ergiebige Nahrungsquellen werden an die anderen Bienen eines Bienenstocks durch den sogenannten „Schwänzeltanz“ weitergegeben.

Deal mit der Natur

Hat die Biene eine geeignete Blüte gefunden, nimmt sie deren Pollen auf. Diese werden von der Biene von Blüte zu Blüte transportiert. Die Biene erhält von den Blüten Pollen und Nektar als Belohnung für ihre Arbeit.

Der ganze Prozess ist auch für die Obstbauern und Wildpflanzen von großer Wichtigkeit. Bestäubung hat nicht nur einen volkswirtschaftlichen Wert, sondern ist auch für unsere Fauna und unser Ökosystem von großer Bedeutung. Gesunde Pflanzen haben weisen eine stärkere Verwurzelung auf, wodurch das Erdreich stabiler und die Vermurung geringer wird.

Wildbienen - Klein aber oho!

Nicht nur die Biene ist für das Bestäuben zuständig, auch Schmetterlinge, Hummeln und Käfer tragen ihren Teil zur Erhaltung des Ökosystems bei. Die Biene hat im Gegensatz zu ihnen „Kümmerer“: die Imker. Die wirklich bedrohten Lebewesen sind Wildbienen und Hummeln: sobald sich unser Ökosystem verändert oder der Mensch zum Beispiel in Form von Pestiziden eingreift, ist das gefährlich. Ein Imker kann immer eingreifen, Wildbienen sind ortsgebunden und auf sich alleine gestellt.

„Genau diese gefährdeten Arten sind aber extrem wichtig für das Ökosystem: sie sind spezialisierte Bestäuber. Die bestäuben nur bestimmte Pflanzenarten. Wenn sie also wegfallen, geht die Blüte oder Pflanze mit ihnen.“ erklärt Arno Kronhofer. Er appelliert: „Die Imker kümmern sich zwar um die Bienen, hätten aber das Know-How über die anderen Arten, die auf sich allein gestellt sind und müssten das auch einsetzen, um Bewusstsein zu schaffen. Die heute eingesetzten Spritzmittel schaden nicht nur Schädlingen sondern auch Nützlingen – das muss man kritisch betrachten.“

Die Arbeit des Imkers

„Das Jahr des Imkers beginnt, sobald die ersten Frühblüher wie beispielsweise Hasel, Schneerose oder Erika, Pollen tragen. Dann werden die Bienen ausgewintert. Dabei kontrolliert man, ob alle Bienen noch leben, fliegen und Pollen tragen“, meint Arno Kronhofer. In den meisten Fällen sollten diese Dinge aber in Ordnung sein – vorausgesetzt der Imker hat im Herbst davor sauber gearbeitet. Die Pollen sind wichtig für die Brut und damit eine Lebensgrundlage des Bienenvolkes.

Die Bienen beginnen zu brüten, sobald die Temperaturen steigen. Wenn es dann – so wie in den letzten Wochen – plötzlich noch einmal kälter wird, muss man den Raum anpassen. Die Königin sollte nicht zu viel Platz haben, damit alles schön warm gehalten wird. Bienen verlassen ihre Brut nicht und erstarren schon ab ein paar Grad Plus. Wenn das passiert, können sie ihr Futter nicht mehr erreichen und verhungern trotz vollen Futterlagern. „Ich kontrolliere außerdem, ob die Bienenkönigin den Winter unbeschadet überstanden hat. Die Bienen sind auf ihre Königin angewiesen, denn ohne sie besteht keine „Weiserichtigkeit“. Im fortgeschrittenen Alter legen Bienenköniginnen außerdem oft nur mehr wenig Eier. Auch das sollte kontrolliert werden“, erklärt Arno Kronhofer.

Wenn es im Frühling noch eher kalt ist, sollte der Imker seinen und nur kontrollieren, ob noch genug Winterfutter vorhanden ist. „Sobald es in Richtung Obstblüte geht, wird die Arbeit der Imker intensiver. Die ersten frühblühenden Bäume sind meist Marille und Kirsche. Zu diesem Zeitpunkt legt die Bienenkönigin bereits zwischen mehreren hundert bis 3000 Eier am Tag“, so Arno Kronhofer.

"Das geht dann ganz schnell!"

Dann geht alles sehr schnell. Die Entwicklung der Biene von der Eilegung bis zum Schlüpfen dauert nur 21 Tage und geschieht meist explosionsartig: Es kann vorkommen, dass ein Bienenstock innerhalb von 20 Tagen voll ist. Ist ja kein Wunder, wenn bis zu 20.000 Arbeiterbienen zur Welt kommen

Im Frühjahr, unmittelbar vor der Blüte, wird der sogenannte „Massewechsel“ vollzogen. Die Bienen, die im Winter im Stock waren, werden durch kurzlebige Sommerbienen, die im Durschnitt nur 40 Tage leben, ersetzt. „Im Idealfall sollte dieser Wechsel bis April abgeschlossen sein: dann schlüpft die neue Brut und auch die Nahrung durch Pollen und Nektar ist gesichert“ erzählt Stefan Lehenauer.Die Bienen verbringen 3 Wochen als Stockbiene im Bienenstock. Danach fliegen sie aus und werden zur Flugbiene, die Pollen und Nektar sammelt. Als Pollen bezeichnet man übrigens komprimierten Blütenstaub, der durch einen komplexen Vorgang aus dem Haarkleid der Biene, das aus zigtausenden kleinsten Härchen besteht, gekämpft wird.

Im August, wenn die „Tracht“ zu Ende ist, findet die Hauptarbeit des Imkers statt. Dann wird der Honig gewonnen und noch bis Oktober werden die Bienen gefüttert und eingewintert. Stefan Lehenauer erklärt: „Ein ungefährer Richtwert, wieviel Futter die Bienen benötigen, liegt bei 20kg – da haben sie dann wirklich von August bis zum Mai des nächsten Jahres, wenn sie wieder selbst aktiv Nahrung suchen, genug. Eigentlich bereiten sich die Bienen sogar schon ab Juni, genauer gesagt um die Sommersonnenwende herum, auf die Einwinterung vor und die Bienenkönigin reduziert die Menge an Eiern, die sie legt.“

Gefahren für die Bienen

Unsere fleißigen Bienen haben kein unbeschwertes Leben. In Österreich ist die Zahl der Honigbienenvölker von 1995 bis 2015 um 25 Prozent gefallen - das entspricht über 100.000 Bienenvölkern! Außerdem ist über die Hälfte der österreichischen Bienenarten vom Aussterben bedroht. Die größten Gefahren bestehen in moderner Landwirtschaft, Varroamilbe und dem Klimawandel.

Besonders reichhaltige Nahrungsplätze der Bienen werden in der Fachsprache als „Massentrachten“ bezeichnet. Da Massentrachten auch biodivers, also biologisch vielfältig sein können, muss man aber im Bedrohungskontext von Monokulturen sprechen.

Die Verlockung bei den meist landwirtschaftlich genutzten Flächen wie Sonnenblumenfeldern, Brombeerflächen oder auch Rapsfeldern ist groß. Auf diesen Flächen werden häufig Insektizide eingesetzt. Die Insektenvernichtungsmittel wirken sich negativ auf Fortpflanzung und Überleben von Honigbienen und weiteren Vertretern dieser Insektenfamilie aus und sind häufig sogar ihr Todesurteil.

„Für die Ernährung der Biene sind Monokulturen eine Katastrophe“, erzählt Arno Kronhofer. „Wir Menschen ernähren uns ausgewogen – die Biene braucht das auch. Je biodiverser Flächen sind, desto gesünder wird eine Biene sein und desto größer wird auch die Artenvielfalt sein. Manche Rapssorten geben nur Pollen und keinen Nektar – andere geben sehr viel Nektar. Am problematischsten sind Flächen wie Maisfelder, die windbestäubt werden. Damit kann die Biene leider gar nichts anfangen.“

Ein weiterer Feind der Bienen ist die Varroamilbe. Sie stammt ursprünglich aus Asien, saugt am Blut der Bienen beziehungsweise überträgt tödliche Viren. Das führt zu einer verkürzten Lebenserwartung und einer schlechteren Lernleistung.

Auch der Klimawandel ist maßgeblich Schuld an der Zerstörung des Lebensraumes der Bienen. Durch die milden Winter gehen die Bienen zu spät in ihre Ruhephase. Wenn sie dann im darauffolgenden Frühjahr wieder erwachen, sind sie nicht vollständig ausgeruht. Bienen „verschlafen“ sogar zum Teil die ersten Blühphasen mancher Blumen. Aufgrund extremer Temperaturveränderungen werden Bienen geschwächt und werden anfälliger für Parasiten.

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