Urlaub wie anno dazumal
Bei Sonnenaufgang mit klirrendem Brunnenwasser den Schlaf aus den Augen waschen und das Feuer im Holzherd für den Kaffee einheizen. Mit Gänseblümchen aus dem Garten das Butterbrot garnieren und bei Kerzenlicht in der Almhütte kuscheln. Urlaub auf der Alm ist einfach – ein Luxus.
An manchen Orten...
...schaut es so aus, als wäre die Zeit stehengeblieben. Im Unterrannerreith bei Familie Buchegger im Nationalpark Kalkalpen zum Beispiel. Eine schmucke Holzhütte am Waldrand, Fensterläden, ein kleiner Garten. Ein Brunnen und ein Bankerl neben der Tür. Rundherum Wiesen, Wälder, Berge. Wenn man Glück hat, huscht ein Reh vorbei. Drinnen knistert das Feuer, es duftet nach warmem Holz, auf dem Tischherd kocht das Wasser für den Kaffee.
Do it yourself!
Denn damit das Wasser am Herd überhaupt warm werden kann, muss man in der Selbstversorgerhütte zuerst das Holz aus dem angrenzenden Stall holen. Der ist Lagerstätte und Unterschlupf für die Kälber. „Die Mutigen können mit ihrem Schlafsack auch im Heu übernachten“, so die Gastgeberin. Zurück zum Einheizen. Das Holz schlichtet man in den Ofen, entzündet es hoffentlich erfolgreich, stellt den Kessel mit dem Wasser auf die Eisenplatte und dann gibt es das erste Tässchen Almkaffee. Plus eine Runde Schnapsen, wie früher mit der Oma. Das ist Qualitätszeit mit den Lieben – ohne Nackenstarre.
„Strom gibt es in unserer Almhütte übrigens keinen“, verrät Edith, die Hausherrin, „Licht schon, wir haben zwei Photovoltaikpaneele. Das Handy kann man zur Not bei uns am zwei Kilometer entfernten Hof aufladen“. Das wird aber nicht nötig sein, man wird nur selten daran denken. Zu vielfältig sind die Wunderbarkeiten und Herausforderungen auf knapp über 1.000 Meter Seehöhe.
Tief verwurzelt
Das Wasser der Bucheggers kommt übrigens aus der eigenen Quelle, erfrischend kalt aus dem Brunnen oder dem Hahn in der Küche. Kühlschrank braucht man hier keinen, die Getränke werden im Brunnen deponiert, Gemüse und Obst im Erdkeller gelagert. Für die Sauce zu den Würsteln, die man am Lagerfeuer grillt, pflückt man im Gärtchen Schnittlauch, für den Salat Rucola, Gänseblümchen und Himbeeren. Die schmecken um einiges feiner als ihre Kollegen aus dem Supermarkt.
Regional und über dem Nebel
Fein sind auch die Hochlandrinder von Johanna und Manuel Haaser. „Unsere Rinder sind sehr ruhig, haben ein feines Gemüt und wachsen langsam“, erzählt Johanna, „ihr Fleisch ist das cholesterinärmste Rindfleisch.“ Im Sommer weiden die Tiere auf den Wiesen rund um ihr Pumphaus im Tiroler Alpbachtal und stapfen hin und wieder zum Begrüßen beim 300 Jahre alten Bergbauernhof vorbei. Vieles erinnert auf 1.100 Meter Seehöhe heute noch an damals: der Brunnentrog vor dem Haus, der alte Holzherd, Holzvertäfelung, Gebälk, Kommode, das frische Quellwasser kommt direkt vom Berg. Wer Oregano und Schnittlauch für das Abendessen und Stachelbeeren oder schwarze Ribiseln für den Nachtisch pflücken will, kann dies hier tun. Auf Wunsch liefern die Haasers Käse und andere Milchprodukte, Gemüse und Obst von den Bauern aus der Region und platzieren das Leintuch für eine Übernachtung im Heu. Wenn man am nächsten Morgen aufwacht, blinzelt meist schon die Sonne herein, das Pumphaus ist knapp über der Nebelgrenze. Ziemlich wahrscheinlich hört man die Vögel singen, vielleicht auch einen Kuckuck.
In die Luft schauen
Den Nebel sieht man in der Wallner Kasa auf der Gipperalm in der Regel auch nur von oben, sie liegt auf 1.600 Metern im Nationalpark Hohe Tauern. In Oberkärnten sagen manche zu den Almhütten Kasa, wahrscheinlich deshalb, weil sie früher Sennhütten waren und Käse gemacht worden ist. Heute ist sie eine urige Unterkunft mit Wohnstube, Ofenherd, viel Altholz in der Hütte und zum Einheizen im ehemaligen Stall. Dort ist sogar eine Sauna, die an kühlen Herbst- und Wintertagen kuschelig warmhält. Neben der Hütte ist ein kleiner Bach, man kann Brücken und Staudämme bauen. Davor stehen Bänke zum In-die-Luft-Schauen, wenige Meter darüber ist eine Bergkapelle zum In-sich-Gehen – großartig in dieser Höhe. Ebenfalls in den Hohen Tauern, an der Waldgrenze und mit Blick über das Mölltal, findet man die Untergrechenighütte von Familie Rindler. Sie war früher auch eine Sennhütte, jetzt kann man dort Urlaub auf der Alm machen: im Matratzenlager (oder Zweibettzimmer) mit Solarlicht und Brunnen, Holzhacken und Plumpsklo. Auf der Oim bin i gern und do gfreit si mei Gmiat!