Von Kellerkatze, Reblaus und Weinberggoaß

28.07.2020, Elena Paschinger

Mythologische Tiere in der Weinwelt

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Weingarten mit Kellerkatze | © Weinviertel Tourismus / Bartl

Mythologische Tiere in der Weinwelt

„Erzählungen zufolge legte sich die Kellerkatze immer auf das wärmste Weinfass. Damit zeigte sie dem Winzer an, welches Fass ihm den meisten Ertrag versprach. Denn das wärmste Fass im Keller war stets jenes, welches am meisten und am längsten gärte, sprich den besten Wein des jeweiligen Jahrgangs produzieren würde ...“

Ob diese Anekdote, erzählt während eines Kellerrundganges in der Weinerlebniswelt LOISIUM in Langenlois im niederösterreichischen Kamptal, tatsächlich auf wahren historischen Begebenheiten beruht, muss natürlich dahingestellt bleiben. Tatsache ist jedoch, dass sich um Tiere wie die Kellerkatze, die „Weinberggoaß“ oder gar die Reblaus viele Geschichten ranken – letztere ist sogar namensgebend für einen Zug im Weinviertel, dem sogenannten Reblaus-Express!

Lust auf eine Zugfahrt bekommen? Hier geht's zur Seite: https://www.reblausexpress.at/

Bleiben wir aber erstmal bei der Kellerkatze

Neben der „Fass-Anzeige“ im Weinkeller war selbige auf den Höfen der Winzer seit jeher wie selbstverständlich auch für die Nagetier-Kontrolle verantwortlich. Sie war damit doppelt von Nutzen. Die Legende mit dem wärmsten Fass (und somit dem besten Ertrag für den Winzer) dürfte sich dennoch auf einen wahren Kern stützen: Noch heute finden sich viele rühmende Kunstfiguren der Kellerkatze in den jeweiligen Weinlokalen wieder – als Preispokale, Sammelstücke, Fassdekorationen aus Ton, Eisen, Lehm oder Holz.

Interessanterweise ist die Kellerkatze dort übrigens meist komplett schwarz dargestellt. Dies lässt sich auch darauf zurückführen, dass der schwarze Schimmel im Weinkeller oft samtig wie das Fell einer dunklen Katze erscheint.
Die Kellerkatze also in vielfacher Bedeutung? Kein Witz: Wenn Ihr dies nicht glaubt, wendet Euch am besten an die hiesigen Winzer! Sie werden Euch diese und mehrere Geschichten zur Kellerkatze gerne selbst erzählen.

Tipp: Noch genauere Informationen findet Ihr übrigens auf dem eigens kreierten Themenweg „Auf den Spuren der Kellerkatze“ in der Kellergasse Sitzendorf bei Hollabrunn: http://www.kellerkatzenweg.at.

Und was tut eine Weinberggoaß?

Auch um die „Weinberggoaß“, sprich Weinberg-Ziege, rankt sich die eine oder andere Geschichte. Sie soll, wie schon die Kellerkatze, dem jeweiligen Winzer zu einem besseren Ertrag verholfen haben. So gilt sie als Symbol für Erntedank und Fruchtbarkeit.

Die bekannteste Geschichte ist die, dass die Geiß tat, was sie schon immer am besten und liebsten tat: Fressen. Nämlich genau die Blätter, die die darunterliegenden Trauben verdeckten – und so die jungen Trauben ans Licht brachte, damit diese besser und schneller reifen konnten. Die allererste, bewusste „Laubarbeit“ in den Weinrieden war geboren, und mit ihr die Idee des regelmäßigen Laubschnittes. Das Prinzip dahinter: Der Weinstock liefert mehr Energie zu den Trauben und investiert weniger in seine vielen Blätter. Noch heute ist die Laubarbeit ein wichtiger Bestandteil der alljährlichen landwirtschaftlichen Arbeit in den Weingärten rund um die Welt.

So mancher niederösterreichische Winzer kann euch hier bestimmt einige Geschichten erzählen.

Elena Paschinger
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