Aufbruch in eine neue Heimat

Hofgeschichten, 10.02.2023, Sabine Ertl

Daniela und Peter Pircher haben ihren lang gehegten Traum Wirklichkeit werden lassen und gründeten eine eigene Landwirtschaft in der Steiermark. Mit seltener Rinderzucht, viel Verständnis für eine naturnahe Haltung und jede Menge Herzlichkeit für ihre Gäste.

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Familie Pircher vor ihrem neuen Bauernhof, Steiermark | © Pircherhof / Familie Pircher

"Natürlich waren wir bei der Ankunft der ersten Besucher nervös und gestresst, aber ich muss sagen, es hat alles sehr gut geklappt. Das Feedback war durchwegs positiv."

"Adults only"

Die Aufgaben am Pircherhof sind klar verteilt. Frau Daniela ist die begnadete Küchenfee, verwöhnt mit köstlichen Menüs im Rahmen der Halbpension und hält zudem die Zimmer sauber. Peter bewirtet die Gäste ab deren Ankunft und die Kinder Valeria und Simon helfen nach der Schule dort, wo gerade Not am Mann herrscht.

Das Konzept basiert auf ,Adults only‘, was für einen Urlaub am Bauernhof Betrieb zunächst ungewohnt erscheinen mag, aber durchaus eine erfolgreiche Nische bildet: „Zu uns kommen Gäste aus ganz Europa, die hier vorwiegend Ruhe und Entspannung suchen, abseits von großen Hotelburgen im familiären Rahmen." Die Gegend rund um Pöllau lädt zum Genusswandern, Radfahren und Seele baumeln lassen ein, am Hof entspannen die Gäste im Garten am Naturteich oder bei Schlechtwetter in der gemütlichen Sauna. Daniela betont: „Wir haben von allem etwas, aber von nichts zu viel.“

Auf Nachhaltigkeit wird großer Wert gelegt, ein Anstreben der 5-Blumen Kategorisierung – die höchste Qualitätsstufe von Urlaub am Bauernhof – ist das erklärte Ziel. Zudem möchte man Mitglied der ARCHE Höfe Österreichs werden, welche die Haltung und Zucht vom Aussterben bedrohter Nutztierrassen auszeichnet. Daher leben am Pircherhof unter anderem Kärntner Brillenschafe und Sulmtaler Hühner, das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der Rinderzucht der Rassen Pustertaler Sprinzen. Zur Besichtigung findet man auch Zillertaler Tuxer und Murbodner.

Wie alles begann

Von Südtirol in die Steiermark. Ein Weg, ein Traum, ein Ziel. Daniela und Peter Pircher wuchsen beide auf einem Bauernhof auf, schlugen beruflich dennoch gänzlich andere Wege ein, lernten sich kennen und lieben und wussten eines Tages: Ein eigener Hof, das wäre das pure Glück.

So begann die Suche nach dem passenden Objekt. Vorerst streckten die beiden ihre Fühler in der Südtiroler Heimat aus, doch als man dort nicht fündig wurde, begannen sie sich in Österreich umzusehen. Und siehe da: Im steirischen Naturpark Pöllauer Tal wurden sie letztlich fündig.

„Als wir hier ankamen, war sofort klar, das ist es, hier möchten wir unseren Traum verwirklichen.“ Die Zeit war dafür alles andere als einfach, denn im November 2020 steckte das Land mitten in der Coronapandemie, keiner wusste, wie sich die Situation weiter entwickeln würde. Doch Daniela und Peter ließen sich nicht verunsichern und begannen mit dem großangelegten Umbau.

"Wir haben von allem etwas, aber von nichts zuviel."

Eröffnung im Sommer 2022

Da der Hof von den Vorbesitzern als Mastbetrieb geführt wurde, musste einiges umstrukturiert und neu errichtet werden: „Der Stall und dessen Böden wurden für eine reine Mutter-Kuh-Haltung umfunktioniert, Fahrsilos wichen einem Heulager für bestes, getrocknetes Futter, ein Naturteich wurde für die Gäste angelegt, die Zimmer derer hell und großräumig eingerichtet, ein weiterer Zubau errichtet. Rohstoffe wie Holz kamen vorwiegend dafür aus dem eigenen Wald, die Außenfassade des Wohnhauses wurde mit Tanne verkleidet. Trotz einiger unerwarteter Überraschungen blieben die engagierten Neo-Bauern im Zeitplan und im Sommer dieses Jahres war es dann soweit: Der Pircherhof öffnete erstmals Tür und Tor für die Öffentlichkeit: „Natürlich waren wir bei der Ankunft der ersten Besucher nervös und gestresst, aber ich muss sagen, es hat alles sehr gut geklappt. Das Feedback war durchwegs positiv“, erzählt Peter.

„Zu uns kommen stressgeplagte Manager und Geschäftsleute aus ganz Europa, die hier vorwiegend Ruhe und Entspannung suchen, abseits von großen Hotelburgen im familiären Rahmen."

Bestes aus der Region

„Das zarte Fleisch ist einzigartig im Geschmack, das bestätigen uns die Gäste immer wieder. Wir bieten ohnehin nur Produkte vom Hof und der näheren Umgebung an, bei einer Hofführung erklären wir dem Gast unsere Herangehensweise“, erklärt Peter. Denn: „Viele können sich unter unserer Arbeit wenig vorstellen, wir sehen es als eine unsere Kernaufgaben, Einblicke zu geben, für die Akzeptanz und ein breites Verständnis der Landwirtschaft in der Bevölkerung.“ Damit jeder, der möchte, ein wenig am wahrgewordenen Traum der Familie Pircher teilhaben kann.

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Sabine Ertl
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