"Bei uns scheint immer irgendwo die Sonne!"

Hofgeschichten, 05.02.2021, Eva Krallinger-Gruber

Am Stallerbauerhof in St. Wolfgang findet man auf der einen Seite einen ganz normalen Bauernhof. Dreht man sich um, raubt einem der Ausblick für einen Moment den Atem. Der Hof befindet sich auf einer kleinen Anhöhe, direkt über dem Wolfgangsee, dem türkisen Meer im Salzkammergut.

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Blütenpracht im Garten vom Stallerbauer in Ried am Wolfgangsee | © Urlaub am Bauernhof im SalzburgerLand / Matthias Gruber

Der Stallerbauerhof ist ein schönes Fleckerl Erde. Bereits bei der Anfahrt wird uns das klar. Auf einer Anhöhe, mit atemberaubendem Blick über den türkisen Wolfgangsee, stellen wir unser Auto ab. Und werden vom frischen Brotgeruch direkt in die Küche gelockt. Dort wartet unsere Gastgeberin auf uns. „In einer Bauernküche schaut es immer aus“, lächelt uns Karin entschuldigend an. Wir konzentrieren uns aber nicht auf die Teller und Schüssel, die mit lauter leckeren Dingen gefüllt sind, sondern folgen Karin hinaus in den Garten. Dort steht der Backofen, in dem Brot, Strudel und Speckweckerl gebacken werden. „Jetzt habe ich ein paar Minuten Zeit“, sagt Karin und schiebt die letzten Weckerl in den Ofen.

Wir sitzen uns auf eines der Sonnenbankerl, mit Blick auf den unendlich scheinenden See und hören ihr zu. Krankenschwester war sie und bis zur Pension hat sie den Beruf mit ganz viel Liebe und Leidenschaft ausgeübt. Weil man die soziale Ader nicht abdrehen kann, hat sie sich nach der Pension auf die Zimmervermietung am Hof gestürzt. „Wir haben das immer schon gemacht“, erzählt Karin. „In der Pension haben wir schließlich viel umgebaut und die vier Ferienwohnungen und das Zimmer auf Vordermann gebracht“. Als wir später durch die Zimmer spazieren, wissen wir, was Karin gemeint hat: Es duftet nach Zirbe, Schränke und Betten sind aus dem wertvollen Holz gemacht. Und auch alles andere entspricht höchster Qualität. Blickt man aus dem Fenster, fallen die zahlreichen Sonnenbankerl ins Auge. „Bei mir gibt es immer ein Platzerl zum Niedersitzen. Ich bin eine Bankerlfreundin“, lacht Karin.

Besonders stolz ist die Bäuerin auf das Bankerl, das aus dem heurigen Maibaum gebaut wurde und jetzt bei ihr zum Verweilen einlädt. „Das Maibaum-Fest ist bei uns eine riesige Sache. Da kommt die ganze Gemeinde zusammen und jeder hilft, dass es ein unvergessliches Erlebnis wird.“ Ein Schritt nach dem anderen Dass die Gemeinde nicht nur beim Feiern zusammenhilft, haben Karin und ihre beiden Kindern vor einigen Jahren erfahren. Damals ist Karins Mann plötzlich verstorben. Als sie mit ihren beiden Kindern und dem Hof alleine dagestanden ist, gab es zu Beginn überforderte Augen. Stück für Stück hat die Familie mit Hilfe von Freunden den Hof in den Griff bekommen und renoviert, bis der Stallerbauerhof heute in neuen Glanz erstrahlt.

Sohn Matthias ist mit seinen 20 Jahren ein junger und engagierter Bauer. Und Tochter Katharina arbeitet in der Stadt Salzburg. Spricht man mit Karin, versteht man, dass das kleine Paradies am Wolfgangsee ein Ort voller Energie und schönen Erinnerungen ist. Das spüren auch die Gäste, die seit vielen Jahren jedes Jahr wiederkommen und zum Teil alle vorhandenen Wohnungen mieten, um ihren gesamten Freundeskreis mitzunehmen. Wann man buchen muss, um am Stallerbauerhof Urlaub zu machen? „Im Idealfall schon im Dezember“, erzählt Matthias, der gerade eine Buchung am Telefon absagen musste, weil alle Zimmer belegt sind. „Aber wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“

So ist das eben. Urlaub am Bauernhof – Seebadeplatz inklusive. Dass der Andrang vor allem im Sommer so hoch ist, wundert uns nach der Besichtigung des Hofes und der Umgebung kein bisschen: Innerhalb von zwei Gehminuten befindet man sich direkt am See, an dem der Stallerbauerhof sogar einen Badeplatz anbietet. „Das ist bei uns alles im Preis inkludiert“, sagt Karin.

Es interessiert sie nicht, einen extra Preis dafür anzubieten. Der See ist das Recht von allen und für alle. Spaziert man zum See, kommt man an den Bienenstöcken von Tochter Katharina vorbei. Sie hat sich vor einiger Zeit überlegt, dass man Bienen haben sollte. Seitdem gibt es auch selbstgemachten Honig am Hof. Und der schmeckt richtig gut. „Mir ist es wichtig, dass die Leute wieder lernen, wieviel Arbeit es braucht, damit ein knackiges Brot am Tisch liegt. Dass die Gäste verstehen, wie lange man werkelt, bis Honig im Glas serviert werden kann und wie viel Aufwand es ist, dass im Garten etwas wächst und das Haus in Schuss bleibt.“ Karin macht diese Aufgaben alle leidenschaftlich gern. Und freut sich, wenn die Gäste zufrieden sind. Den Stallerbauerhof muss man lieben. Nicht nur wegen seinem Semmerl-Service in der Früh und dem einen oder anderen Schnapserl, das während des Urlaubs geleert wird. Aber auch wegen der Herzlichkeit, die am Hof vorherrscht. Der Freundschaft, die in der gesamten Gemeinde gelebt wird und der Offenheit, mit der man Gäste mitten in Ried am Wolfgangsee empfängt.

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Eva Krallinger-Gruber
www.fraeuleinflora.at, 22 Artikel
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