Das Einfache neu entdecken
„Der einzige Weg, großartige Arbeit zu leisten, ist zu lieben, was man tut.“ Diese Philosophie trägt beim Löckerwirt in St. Margarethen im Lungau jeder im Herzen. Junior wie Senior.
Christina Löcker war einst felsenfest überzeugt: „Mein Berufsweg kann mich überall hinführen, aber niemals werde ich Bäuerin oder Wirtin.“ Und wie so oft, lacht sich das Schicksal wohl selbst ins Fäustchen, wenn es die Weichen im Leben zweier junger Menschen stellt. Denn Christina lief schnurstracks Leonhard in die Hände, leidenschaftlicher Bauer und Gastwirt. Heute weiß sie: „Rückblickend habe ich alles richtig gemacht. Ich war Kindergartenpädagogin mit Leib und Seele, hätte mir nie erträumt, dass ich einmal etwas anderes machen werde. Aber dann kam die Liebe, die Landwirtschaft, der Gasthof und irgendwann stand ich vor der Frage, wo ich mehr gebraucht werde.“ Es war eine Entscheidung aus dem Bauch heraus und Christina gab ihren Beruf auf, um einem neuen Leben Platz machen. Nicht eine Sekunde hat sie diesen Entschluss bisher bereut. Die Gründe dafür sind so vielfältig wie einfach: „Ich kann voll und ganz für unseren Sohn Lorenz da sein, weiterer Nachwuchs ist bereits unterwegs. Mein Mann sieht seine Kinder am Hof aufwachsen, erlebt die schönsten Momente hautnah mit. Das erste Lächeln, die ersten Schritte. Vielen Familienvätern, die einem anderen Beruf nachgehen, bleiben solche Momente verwehrt.“
Brot backen und mittels „Vieh-TV“ den Stall erleben
Dass beim Löckerwirt alle an einem Strang ziehen, bleibt den Gästen nicht verborgen. Während Christinas Schwiegervater für die Landwirtschaft zuständig ist, schwingt die Schwiegermutter in der Küche den Kochlöffel und ist die Kräuterfee des Hauses. Mehr und mehr räumen sie der jungen Generation Platz ein: „Ich kann unsere Kinder erziehen und nebenbei das Notwendige für den Betrieb erlernen. Da steckt kein Zwang dahinter, das geht ineinander.“ An Ideen mangelt es der umtriebigen Jungbäuerin ohnehin nicht: „Ich möchte meine Kenntnisse als Kindergartenpädagogin in den Betrieb miteinfließen lassen. Den Gästekindern spielerisch vermitteln, wie aus Getreide duftendes Brot entsteht, sie teilhaben lassen, ins Landleben miteinbinden.“ Das läuft gerne mal über die neuen Medien: „Mit unserem Vieh-TV können die Gäste einen direkten Blick vom Zimmer in den Stall erhaschen und morgens und abends sehen, was dort gerade passiert.“ Ansonsten versucht man hingegen auf W-Lan, Tablets und Co. zu verzichten. Vielmehr soll das Einfache im Vordergrund stehen: „Die meisten Kinder kommen bei uns an und sausen sofort in den Garten. Viel schwieriger ist es, die Eltern runter zu holen“, weiß Christina. Die Natur in ihrer wunderschönen Einfachheit zu sehen und zu schätzen, ist eine Tugend, die auch ihr erst der eigene Sohn wieder gelehrt hat: „Die Schneckenhäuser, die rund um unseren Hof zu finden sind, wären mir alleine nie aufgefallen. Kinder entschleunigen enorm, zeigen einem die Welt nochmal neu. Darauf sollte man sich einlassen.“
Deshalb gibt es beim Löckerwirt keinen überdimensionalen Spielplatz, keinen Fuhrpark mit unzähligen Go-Karts: Die Natur spielt die Hauptrolle. Kastanien sammeln, eine Sandburg bauen, gemeinsam die berühmten Lungauer Kartoffel namens „Eachtling“ ernten, solche Dinge stehen im Vordergrund. „Es sind die einfachen Sachen, die Kinder und Erwachsene zur Ruhe kommen lassen. Diesen Gedanken werden wir weiterverfolgen: Kein Überangebot künsteln, sondern authentisch bleiben. Die Natur gibt uns ohnehin so viel, das reicht für alle.“
Erdend. Belebend.
Authentisch ist ferner die Küche im Gasthof Löckerwirt: Die Milch stammt aus dem Lungau, Gemüse und Fleisch aus der eigenen Bio-Landwirtschaft, Slow Food wird täglich zelebriert. Der neu erbaute, EU konforme Schlachtraum macht einen stressfreien letzten Weg für die Tiere möglich, die weitere sorgsame Verarbeitung des Produktes garantiert beste Qualität. Was letztlich sogar Vegetarier überzeugt, wenn sie hier Urlaub machen und dann auch mal ein Fleischgericht aus der Speisekarte auswählen: Weil es authentischer eben nicht geht und man weiß, was man serviert bekommt. Die Kinder dürfen und sollen laut Christina verstehen, wie ein Schnitzel auf den Teller gelangt: „Viele sehen nur das abgepackte Fleisch im Supermarkt. Uns ist es wichtig, dass wir den Gästen die natürlichen Abläufe näherbringen. Und wenn die Jüngsten dann frühmorgens ihr Frühstücksei selbst holen, dann gehört das für uns vielleicht zum Alltag. Für sie ist es jedoch das Tageshighlight.“