Das Überraschungsei im Hühnernest

Hofgeschichten, 08.03.2021

„Eine Familie mit zwei kleinen Mäderln war das zweite Jahr bei uns. Am ersten Morgen stand ich gerade in der Küche und bereitete das Frühstück für die Gäste vor, da hörte ich es auf der Treppe trappeln und tuscheln. Es waren die beiden Mädchen. Ich hab‘ sie dann beim Tischdecken mithelfen lassen. Irgendwann haben die beiden ihren ganzen Mut zusammengenommen und gefragt, ob sie in den Stall gehen dürfen, schauen, ob es schon Eier gibt. - Ja klar!

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Himbeeren im Garten von Kleinhofers Himbeernest | © Urlaub am Bauernhof / Schmidhofer

Urlaub am Bauernhof beschert nicht nur den Gästen schöne Erinnerungen. Auch die Gastgeber denken gern an gemeinsam Erlebtes zurück und freuen sich auf bessere Zeiten.

Eine Serie quer durch die Bundesländer von Elisabeth Freundlinger

Sie sind dann im Stall verschwunden und haben gespielt. Später kamen die Eltern zum Frühstück herunter. Als ich ihnen erzählte, dass die Mädchen so früh aufgestanden sind, um in den Stall zu gehen, haben sie geschmunzelt. Dann hat sich Folgendes herausgestellt: Im Vorjahr hab‘ ich den Kindern (so wie allen Kindern bei der Abreise) am letzten Urlaubstag ein Überraschungsei ins Nesterl gelegt. Das haben die beiden Kinder gesucht! Bis zum Überraschungsei mussten sie sich noch einen Urlaub lang gedulden, aber sie waren mir die ganze Zeit über fleißige Frühstückshelferinnen!“

Elfi, Berta und Rosi

Andrea Schmidhofer führt im steirischen Markt Anger einen Landhof. Dies ist ein ehemaliger Bauernhof, auf dem Traditionen gelebt werden, aber keine bäuerliche Vollwirtschaft mehr betrieben wird. Große Tiere gibt es auch keine.

„Früher einmal hatten wir hier auch Kühe und Schweine“, sagt Andrea Schmidhofer, „aber ich kann mich mit großen Tieren nicht so recht anfreunden. Sagen wir so: Auf der Alm bin ich die erste, die rennt, wenn sie eine Kuh sieht!“

Auf Kleinhofers Himbeernest leben außer Familie Schmidhofer zehn Hühner und zwei Katzen. Seit zwei Jahren residieren im Himbeernest mit den Damen Berta, Rosa und Elfi auch noch drei attraktive Angoraziegen aus dem Gasteinertal. Die Ziegen sind freundlich und freuen sich über jede Streicheleinheit.

Hubert Schmidhofer hat den Ziegen ein wunderschönes Freigehege am Waldrand gebaut, da haben sie Plattformen zum Klettern und einen umgebauten Campingbus als Unterstand und Winterquartier. Und so steht für die Urlaubsgäste auf dem Landhof immer ein Spaziergang zu den Ziegen auf dem Programm. Am besten gleich morgens, wenn Andrea die Tiere füttern geht. Nach dem Frühstück mit verschiedenen Marmeladen, Müsli, frischem Brot und selbstgemachten Aufstrichen lässt es sich auf dem Bankerl neben dem Ziegengehege entspannt mit der Seele baumeln und in die Gegend schauen. Und natürlich muss man dann auch ständig die Ziegen streicheln, deren Fell ganz besonders kuschelweich ist.

Das Himbeernest

Die Spezialität auf Kleinhofers Himbeernest sind aber – wie der Name sagt – die köstlichen Beeren. „Wir haben so viele Himbeeren, dass wir unsere Gäste von Juni bis zum Frost täglich mit frischen Früchten versorgen können“, sagt Andrea. Himbeeren sind aber nicht das einzige Obst, das hier genascht und verarbeitet wird, es gibt auch Erdbeeren, Heidelbeeren, und viele Sorten Streuobst. Andrea hat tolle Rezepte im Repertoire und verarbeitet das Obst gern auch in ihren Workshops gemeinsam mit den Gästen. Wer mag, kann sich also im Urlaub im Kochen und Backen versuchen. Oder im Einkochen, wenn es heißt „Vom Garten ins Glas“. Dass die frische Marmelade anschließend zum selbstgebackenen Striezel verzehrt wird, versteht sich von selbst. „Wenn ich mit den Gästen koche, habe ich immer ein traditionelles und ein ‚verrücktes‘ Rezept dabei. Da kommen dann ausgefallene Zutaten hinein. Miteinander macht das Kochen besonders viel Spaß“, erzählt die Gastgeberin vom Landhof.“ Zwischendurch oder zum Mitnehmen für daheim gibt es neuerdings auch selbstgemachten Himbeerschnaps.

Der Garten im Garten

Die Oststeiermark wird oft der Garten Österreichs genannt, weil zahlreiche Obst- und Weingärten zu jeder Jahreszeit eine idyllische Atmosphäre zaubern. Viele Ausflugsziele und Buschenschenken geben die Basis für einen entspannten und abwechslungsreichen Urlaub. Hier lässt es sich radfahren, wandern und die Landschaft genießen.

Andrea Schmidhofer lebt mit ihrer Familie in ihrem früheren Elternhaus in Baierdorf bei Anger. Die Aussicht von den Balkonen reicht vom Almenland im Westen bis zum Apfelland im Osten.

Die junge Generation der Schmidhofers ist gerade dabei, flügge zu werden. Der 20jährige Florian ist schon ausgezogen, die 18jährige Barbara wird ihm wohl demnächst nachfolgen. Bleibt vorerst noch der 12jährige Jakob, der daheim für gute Stimmung sorgt. Andrea und ihr Mann Hubert bezeichnen sich liebevoll als Innen- und Außenminister. Sie ist für das Wohl von Familie, Gästen und Garten zuständig, er kümmert sich um Wiesen und Wald.

Seit 1959 wird in Kleinhofers Himbeernest an Gäste vermietet. Die Einrichtung der Zimmer zeigt bis ins Detail die liebevolle Handschrift der Vermieter. So hat zum Beispiel jedes der 5 Zimmer einen Herzerl-Schlüsselanhänger in einer anderen Farbe. Vollholzmöbel sorgen fürs Wohlbefinden und einen guten Schlaf.

Voneinander lernen

Während die oft städtischen Gäste von ihrer Vermieterin viel über die Natur erfahren, stellt auch diese umgekehrt immer wieder fest, dass Lernen etwas Gegenseitiges ist.

„Letztens waren zwei Damen bei uns, deren Hobby das Spinnen ist. Sie sind extra wegen unserer Ziegen gekommen – aus dem Fell der Angoraziegen wird nämlich hochwertige Merinowolle gewonnen. Die beiden Damen haben sich mit ihren Spinnrädern auf unserer Terrasse niedergelassen und die Wolle verarbeitet. Ich durfte das Spinnen auch probieren – und bin gleich einmal gescheitert“, lacht Andrea. „Mein Mann hat das ein bisschen besser bewältigt. Aber wie viel Mühe dahintersteckt, einen Wollfaden herzustellen, das hat mich schon sehr beeindruckt. Seitdem sehe ich Kleidung mit anderen Augen und habe einen großen Respekt entwickelt. Ich denke, so geht es vielen Gästen am Bauernhof, wenn sie sehen, wo die Lebensmittel herkommen. Kennt man erst einmal den Prozess dahinter, kann man nie wieder achtlos sein.“

Ob Andrea die Herausforderung annimmt, irgendwann ihre eigene Wolle zu spinnen? „Nein, man muss nicht alles selber machen“, lacht sie. „Aber stricken aus der eigenen Wolle, ja, das ist der Plan. Auch wenn der Ertrag von unseren Ziegen wahrscheinlich derweil nur für ein Hauberl und ein paar Handschuhe reicht!“

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