Halligalli-Auszeit

Hofgeschichten, 10.11.2017, Stefan Heinisch

Conny Viehhauser ist ein echtes Landei. So beschreibt sich die sympathische Pongauerin, die das Grün und die Berge liebt, wovon im Kleinarltal ausreichend vorhanden ist. Die Landidylle war aber nicht immer das Lebensmodell der gebürtigen Sankt Johannerin, der auch Aprés Ski-Pisten nicht fremd sind. Eigentlich wollte sie irgendwann sogar die Skihütte der Eltern übernehmen. Heute ist sie dreifache Mutter und produziert Ringelblumensalbe aus dem eigenen Garten.

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Bub mit Rechen am Feld, Schwabhof in Kleinarl, Salzburger Land | © Urlaub am Bauernhof Salzburger Land / Daniel Gollner

Frau Viehhauser ist eine vielseitige Persönlichkeit, strahlt wenn sie über sich und ihren Lebenswandel (der in ihrem Fall wörtlich zutrifft) spricht. Man glaubt ihr gerne auch, dass sie das hektische „Highlife“ einer Skihütte in der Hochsaison schaukeln könnte. Trotzdem ist sie heute sehr zufrieden mit ihrer Rolle als Landwirtin, Gastgeberin und immer noch stillende Mutter von drei lebhaften Kindern, die sie rund um die Uhr auf Trab halten.

„Bauerhofarbeit erdet und am Ende des Tages sieht man auch, was man geschaffen hat“, spricht sie des Lobes über das erfüllende Sein am Hof. Die junge Landwirtin kennt es aber auch anders, drückte für ein paar Jahre einen Bürosessel in der Stadt. „Der Rupert ist ein Viecha-Mensch“, beschreibt Conny ihren Mann, den sie vor sechs Jahren kennenlernte und schon bald darauf heiratete. Er kümmert sich um die Landwirtschaft und zeigt in der Rinderzucht ein sehr begabtes Händchen. Zahlreiche Glocken, Auszeichnungen für Zuchttiere mit besonderem Erbgut und Qualität, zeugen von der erfolgreichen Leidenschaft des Bauern.

„Viel Freilauf macht die Kinder glücklich und müde.“

Der Schwabhof ist ein hochwertiges Feriendomizil. Mit fünf Ferienwohnungen, einem klassischen Zimmer und einer exklusiven Zirbenchalet-Dependance, beherbergen die Viehhausers bei Vollauslastung um die 40 Gäste. Viele kommen mit Kindern, im Sommer dominieren jene mit schulpflichtigem Nachwuchs. Die Betreuung wird hier sehr flexibel gestaltet und richtet sich zum Beispiel bei der gemeinsamen Wanderung, die ein Mal pro Woche angeboten wird, nach den Bedürfnissen der Gäste. Auch dreistündige Märsche mit Gipfelerlebnis sind möglich, sofern die Geh-Lust gut genug ausgeprägt ist. Conny beobachtet, dass Gästekinder, die anfangs vielleicht etwas vorsichtig auf Distanz zu den Tieren gehen, gegen Ende der Woche bereits tatkräftig in die Stallarbeit eingreifen. Das geht sogar soweit, dass erlebnishungrige Eltern ihre Ausflüge verkürzen müssen, um rechtzeitig zur Stallarbeit wieder am Hof zu sein. Vor allem Stadtkinder würden regelrecht aufblühen und am Abend glücklich und müde ins Bett fallen. Der Stall als Gegenentwurf zu iPad und Spielkonsole. Digital Detox für den Nachwuchs kostet nicht extra und kann auch den Eltern recht sein.

„Der Wald gibt mir enorm viel Kraft.“

Das Radangebot in der Region ist vielseitig und attraktiv. Nebenan in Wagrain lockt der Bikepark mit seinen Lines und Strecken Downhiller aus nah und fern, aber auch in Kleinarl gibt es den 1,2 Kilometer langen „Hirschleit-Trail“, den Conny schon getestet hat. Im Dorf herrscht derzeit sowieso ein regelrechter E-Bike-Boom. Und zwar unter den Einheimischen. Vor allem Mütter, die daheim gebraucht werden, sollten nicht zu lange weg bleiben, wenn mal der Hut brennt und das „starke Geschlecht“ nicht mehr weiter weiss. Ihnen würde das elektrogetriebene Rad sehr zugute kommen und auch größere Aktionsradien ermöglichen. Bei den Viehhausers hat sich die familieninterne Uphill-Performance so von Rupert zu Conny gedreht, denn „da muss er schon dazua schaun, dass er mir bergauf nachkommt“, schmunzelt sie genüsslich und outet sich als Fan des Elektrobergrads.

Neben dem Kraftplatz Wald, ist es die Gartenarbeit, die Ausgleich zum Hofalltag ermöglicht. Sie „pflanzelt“ selbst Salat, Kraut und Erbsen an und generell ist es ihr sehr wichtig, dass schon Kinder den sorgsamen Umgang mit Lebensmittel lernen. „Bei uns wird nichts Essbares weggeworfen. Alles wird wiederverwertet oder landet am Kompost, um irgendwann wieder mal nährhafte Erde zu werden“, sagt die dreifache Mutter. Sie selbst verwendet keine Pampers sondern schwört auf Stoffwindeln und hasst Müllberge. „Ja, ich bin auch etwas „öko““, spricht sie ehrlich über die Lebensphilosophie, die am Schwabhof konsequent bis in den Stall reicht. Auch Rupert verzichtet – so gut es denn geht – bei den Kühen auf Medikamente. Globuli für die Rinder, anstatt chemische Arznei. Die Erfahrungen sprechen für sich und den „Placebo-Effekt“ gibt es bei einfacher gestrickten Kühnen im Gegensatz zum homo sapiens ja auch nicht. Da ist wohl etwas Wahres dran.

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Stefan Heinisch
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