Schilcher-Dynastie für Sommerfrischler
Josef Strohmeier ist ein stolzer, unabhängiger Landwirt, der mit und von der Natur lebt. Von seiner Mutter, der „Gründerin der Sommerfrische“, die schon in den 1960er Jahren an Urlauber vermietete, lernte er schon früh den Umgang mit Gästen, die zu Freunden wurden und teil-weise seit 40 Jahren wiederkommen. Um bei der Weinlese zu helfen oder einfach nur um die Füße hoch zu lagern. Besuch am Peiserhof in Eibiswald, einem modernen Weinbaubetrieb, der von vier Generationen beseelt wird.
Schon die Eltern waren leidenschaftliche Landwirte und Selbstversorger. Sogar Tabak wurde angebaut, gar nicht unüblich damals. Der Weinbau hingegen, war zu dieser Zeit eher Nebensache. Der Rebensaft wurde in der hofeigenen Buschenschänke zwar verabreicht, aber nach der letzten Flasche wurde die Schank auch gleich wieder geschlossen. So war das damals.
Heute ist der Peiserhof zur Gänze Weinbaubetrieb, auf insgesamt acht Hektar werden neben dem regionstypischen Schilcher auch Sauvignon Blanc, Morillon, Gelber Muskateller, Welschriesling und Sämling 88 angebaut. Josef, der vor 24 Jahren den Betrieb in Haiden 50 übernommen hat, wollte immer unabhängig agieren. In der traditionellen Land- bzw. Milchwirtschaft kann man jedoch nur durch Wachstum Wohlstand für sich und seine Lieben garantieren. Das wusste er. Diesem Zwang wollte sich der Landwirt nicht unterwerfen und wählte daher einen anderen Weg. Vom Weinbau und der Vermietung der Winzerzimmer können heute zwei Generationen am Peiserhof gut leben. So soll es auch sein.
"Bei der Weinlese kann ich auch streng sein. Das ist Arbeit, kein Vergnügen."
Waren es früher hauptsächlich Grazer Sommerfrischler (und manchmal auch Wiener Gäste), die den Weg zum Peiserhof suchten, steht heute aus touristischer Sicht die Weingenussreise im Vordergrund. Nicht nur, aber vor allem im Herbst zur Sturm- und Kastanienzeit. Klischee, das gut funktioniert. Im Zuge des Urlaubsaufenthalts zählt aber nicht nur der passive Konsum der Strohmeier’schen Tropfen, sondern auch das aktive, sinnstiftende Mitwirken im Weingarten.
„Wir haben eine Gruppe bayerischer Gäste, die seit 14 Jahren kommen und sogar mehrmals bei der Lese helfen. Teilweise ab 8 Uhr morgens bis 4 Uhr am Nachmittag“, schwärmt der Landwirt von seinen arbeitswilligen Stammgästebienen. „Natürlich ist das nicht nur Arbeit, sondern auch Wissensvermittlung. Bezahlung gibt es aber keine, es soll den Gästen schon auch Spaß machen, niemand wird gezwungen“, präzisiert er schmunzelnd das Regelwerk.
In einer zunehmend auf Individualismus ausgerichteten Gesellschaft sehnen sich die Menschen wieder stärker nach Gemeinschaft und sinnvoller, analoger Tätigkeit abseits vibrierender Smartphones. Das klingt nach einer rosigen Zukunft für alle zimmervermietenden Winzerbetriebe des Landes. Prost!
„Die Bindung zu den Gästen, ist eine Wertigkeit, die uns keiner mehr wegnehmen kann“, beschreibt Strohmeier den schönen Umstand, dass ihm Gäste schon mal ans Herz wachsen können, was umgekehrt genauso passiert. „Die Urlauber leben mit uns und fühlen mit, auch über die Distanz. Wenn ein Unwetter über unser Gebiet zieht, kommt es vor, dass sie uns anrufen, weil sie besorgt sind“, so der Weinbauer über empathisches Handeln, das hunderte Kilometer überwinden kann. Vielleicht sind es auch seine Kellerführungen, die schon mal vier, fünf Stunden dauern können und sich dadurch vielleicht als emotionale Connection in Herz und Magen der Hausgäste eingravieren. „Durch die Vermittlung unseres Handwerks, unserer Arbeit wird das Produkt mehr geschätzt und natürlich binden wir so die Gäste auch ein klein wenig an uns“, erklärt er geständig, wie Kundenbeziehung am Peiserhof praktiziert und gelebt wird.
„Das Schönste ist, wenn die Jugend zufrieden und gern daheim ist.“
Auch wenn Josef selbst noch viel zu sehr in der Mitte seines Lebens steht, um es ruhiger angehen zu lassen, zeigt er sich doch zufrieden, dass mit Sohn Michael das Hoferbe bereits abgesichert ist. Der Absolvent der Weinbaufachschule Silberberg bringt mit seiner Karin (die wie er Weinbau- und Kellermeisterin ist) viel frischen Wind ins Weingut. Dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, war bei Michael schon im Kindergartenalter sonnenklar. All seine Kindergartentanten wussten, dass er ganz sicher, wie auch der Vater, Winzer werden würde. Volltreffer! Und wenn man Tobias, den jüngsten Strohmeier (geboren 2013) beobachtet, wie er durch den Weingarten flitzt und seinen Vater bei der Arbeit auf Schritt und Tritt begleitet, scheint sowieso gar das komplette 21. Jahrhundert gerettet zu sein. Den Großvater wird es freuen.