#WieWirLeben: Almdudler selbst gemacht. Am Metnitztaler Bio-Kräuter-Bauernhof

Hofgeschichten, 23.07.2018, Stefan Heinisch

Monika Geyer steht im Dienste des Gastes. Und das seit 35 Jahren. Mit einer herzlichen Willkommenskultur sorgt der Nebenerwerb stets auch für Freude und Ausgleich vom Hofalltag. In wohldosierten Maßen, damit auch die Kinder nur die schöneren Seiten des Gastgeberseins kennenlernen. Den Hauptertrag liefert die Landwirtschaft mit 35 Milchkühen, der Zuchtbetrieb und die Forstwirtschaft. Wald gibt es hier genug. En Masse sogar. Was auffällt: Am historischen Hof der Geyers werden Gäste mit enorm viel Freiraum beschenkt. Fast schon orientierungslos groß ist das Stück Land, aber auch ein sagenhaftes Lauf- & Spieleparadies für Kinds. Zu Besuch bei der Kräuterpädagogin.

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Frau kniet auf der Wiese | © Urlaub am Bauernhof Kärnten / Daniel Gollner

Die Lügenmärchen vom Gullyhof wurden vor Jahren sogar noch als Lesestoff im Unterricht an den Kärntner Pflichtschulen verwendet. Als ein Stück fantasieanregende Zeitgeschichte. Und es ist ganz und gar kein Märchen, zu behaupten, dass es hier märchenhaft schön ist, denk ich mir schon bei der Zufahrt zum weitläufigen Areal und weiß dann vor lauter Möglichkeiten gar nicht, wo ich das Auto parken soll. Scheinbar bin ich von der städtischen Parkraumbewirtschaftung schon so geprägt, dass ich hier orientierungslos wirke. Auf den ersten Blick ist es vor allem die Größe, die das gut gepflegte Anwesen von anderen bäuerlichen Vermietern unterscheidet. Auch hier gibt es natürlich Milchkühe, Kälber, Schweine, Pferde, Gänse, Hühner, Enten und Katzen. Und die haben alle verdammt viel Platz. Mehr als sonst wo. Die glücklichen. Das ruhige Tal im Norden Kärntens, das an die Steiermark grenzt, ist dünn besiedelt und im positiven Sinne entlegen, dabei aber trotzdem nicht so schroff, wie die Kernzonen unserer alpinen Nationalparks. Eine gute Mischung. Julian, mittlerweile schon „Altbauer“, wie er sich selbst tituliert, betreibt auch noch ein eigenes Wasserkraftwerk. Sein Hof ist gar schon seit 100 Jahren stromautark.

Das Gullyhof-Motto: Alle Gäste müssen glücklich abreisen

Monika hat das Vermieten von ihrer Schwiegermutter übernommen, die noch Zimmer mit Frühstück vermittelte und für sich selbst dann entschieden, auf Ferienwohnungen auf Selbtsverpflegerbasis umzustellen. Schwiegertochter Magdalena steht schon bereit, Verantwortung zu übernehmen, falls sie gerufen wird und Monika den (Un-)Ruhestand wählt. Schwer vorstellbar, wirkt die Kräuterpädagogin auf mich nicht so, als ob ihr ein ruhigerer Tagesablauf mehr Befriedigung schenken würde. Zu umtriebig und energiegeladen wirkt die Kärntner Bäuerin auf mich. Sie ist die gute Seele am Hof, kümmert sich um die Reisenden und all die Fragen, die im Urlaub auftauchen mögen. „Die Gäste kommen ja teilweise auch mit ihren Sorgen an und manchmal hilft man dann eben auch bei der Kindererziehung mit“, erzählt sie lächelnd einige Urlaubsanekdoten anstatt historischer Lügenmärchen (dafür ist übrigens Senior-Bauer Julian zuständig). Selbst Kanadier, aber auch Finnen und Holländer fanden schon den Weg auf den Gullyhof und schätzten Ruhe, aber nicht nur die, sondern auch die Vielfalt, die hier tagtäglich zur Auswahl steht. „Es ist das Erlebnis der Herstellung von Lebensmittel-Produkten“, das nicht nur Kinderaugen zum Strahlen bringt, sondern auch die Erwachsenenherzen erfreut, meint Monika und spricht vom Brotbacken, dem Dreschen des Korns auf den eigenen Feldern oder das Melken der Kühe und die anschließende Verarbeitung zu Butter. „Zu sehen, wo das alles herkommt und dann direkt auf kurzem Weg ohne Transport zum Endprodukt verarbeitet wird“, das interessiere ihre Gäste, erzählt die Bäuerin. Und die Nachfrage steigt. Ich kann’s bestätigen.

Das Gute liegt so nah. Kärntner Familien entdecken Urlaub im eigenen Land.

In letzter Zeit mehren sich Kurzaufenthalte heimischer Familien aus Klagenfurt, das eine gute Autostunde vom Hof entfernt liegt. Familien, die ihren Kindern das Hofleben zeigen möchten, wie sie es vielleicht selbst noch aus ihrer Kindheit kannten. Ich begleite eine Jungfamilie mit ihren zwei Kindern, die mit nur drei Übernachtungen den Spätsommer am Gullyhof genießen. Natürlich könnten die sich auch jedes Familien-Hotel mit Kinderspielbereich leisten, denk ich mir. Aber wenn man die Freude und das Glück ihrer Kleinen sieht, wie sie dem Bauern beim Tränken der Tiere zur Hand gehen, dann weiß man, dass der Nachwuchs hier besser aufgehoben ist. „Viele der Kinder wollen ja selbst für einen Tagesausflug den Hof nicht verlassen oder überhaupt nach Hause fahren und verstecken sich“, erläutert Monika einmal mehr strahlend. Gewiss ist, sie schöpft Kraft aus der Begegnung mit Menschen und zeigt sich ihnen immer interessiert, aber nie aufdringlich. Das scheint ihr Erfolgsrezept zu sein. Mit Magdalena und Gernot steht schon die nächste Generation in den Startlöchern und auch die beiden werden den sagenumwobenen Gullyhof behutsam in die Zukunft führen und ein neues Kapitel in der schon mehr als achthundertjährigen Geschichte des Hofes aufschlagen. Als ruhespendende Krafttankstelle im Grün.

Tipp: Als Winterresidenz eignet sich der Gullyhof ebenso. Das kleine, familienfreundliche Skigebiet in Flattnitz ist nur 15 Autominuten entfernt. Und selbst zum steirischen Kreischberg sind es nur 45 Minuten Anfahrt.

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Stefan Heinisch
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