#WieWirLeben: Fräulein Sonjas Gespür fürs Pferd

Hofgeschichten, 03.04.2018, Stefan Heinisch

Sonja Paul Pferdeflüsterin zu nennen, ist mehr als nur faul kopierte Phrasendrescherei. Die Rosegger Landwirtin praktiziert das „Horsemanship“, also „die Kunst, mit Pferden natürlich, das heißt pferdegerecht und pferdeverständlich umzugehen“. 

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Frau streichelt das Pferd | © Urlaub am Bauernhof Kärnten / Daniel Gollner

Im Grunde geht es dabei darum, dass die AnwenderInnen die Körpersprache des Pferdes verstehen und richtig deuten, um mit dem Pferd gut kommunizieren und gleichzeitig die Führungskompetenz bewahren zu können. Oder in einfacheren Worten. So wie es aussieht, fühlen sich Lotte, Smoky und Sidney einfach sehr wohl hier. Am Rutarhof in Rosegg.

Der Rutarhof der Pauls ist ein hübscher Landschaftshof. In Dolintschach bei Rosegg war eine schöpferische Kraft am Werk, die beschlossen hat, hier – bevor sich die Karawanken noch mal imposant gen Süden auftürmen – eine Art Südbalkon der Ostalpen zu zimmern. Einen sanften, dichten, fruchtbaren Landschaftsstrich aus Bergen, Wiesen, Seen und Tälern. Aber genug der Tourismuswerbung, schön ist es auch andernorts, meint sogar Sonja Paul, die fernab der Hauptsaison auch schon mal einen neugierigen Blick nach Südtirol wagt, um zu sehen, wie es dort so läuft. Das G’schäft mit der Landwirtschaft. Natürlich findet sie, dass Kärnten dem Tiroler Süden um nichts nachsteht und noch viel, viel schöner und vielseitiger sei. Immer wieder hört sie ihre begeisterten deutschen Gäste auch sagen, dass die „freizeitwirtschaftlichen“ Vorzüge von Österreichs Süden zu wenig bekannt wären. Dort draußen, oberhalb des Weißwurst-Äquators. Was soll‘s, wird wohl so sein, aber ein klein wenig „hidden secret“ hat der Begehrlichkeit noch nie geschadet. Tu felix Carinzia. Ob die fleißigen Kärnten Werber das auch so sehen?

„Stammgast geht so: Herr G. aus Graz wohnt den Sommer über im Pavillon“

Stammgäste gibt es nicht nur am Rutarhof. Urlaub am Bauernhof, also Holidays mit viel persönlicher Nähe, das bindet Gast und Landwirt. Bis in die 80er-Jahre hinein hat Sonjas Schwiegermutter nebenbei auch noch ein Gasthaus geführt und eine wohltuende Vollpension ausgekocht. Gute alte Zeit, wo bist du nur geblieben? Her mit dir! Der Verlust des rund-um-die-Uhr treatments by Kärntner Hausmannskost wiegt schwer, aber trotzdem kehren Reisende immer wieder an den Rutarhof zurück. Sogar jene, die ihr Urlaubsdomizil eigentlich aus Prinzip jährlich wechseln, weil doch auch immer wieder Neues spannend sein kann. Ich kann mich da übrigens gut reinfühlen, zähle ich mich selbst zu dieser fluiden Spezies des „Homo sapiens turisticus“, der sich nur schwer an einen Ort binden mag.

Was immer eine gute Evidenz für gelungene Ferien sind: Wenn Eltern zufrieden feststellen, dass ihre Kids relaxt und ausgeglichen sind. Am Urlaubsort, dem sorgenfreien Nicht-Zuhause. Zufrieden und müde, jawohl. Oder, genauer gesagt, dieser Zustand der exakt in der Mitte dieser beiden Aspekte liegt, wohl auch der Bewegungsfreiheit am Hof geschuldet. Und damit sich auch die Erwachsenen untereinander besser kennenlernen dürfen, hilft neben der gemeinsamen Traktorfahrt auch der wöchentliche Grillabend und die sozio-kulturelle Intention der aufmerksamen Gastgeber, die dahinter steht. Österreicher bleiben hier mindestens eine Woche, deutsche Familien mit mehr Anreiseweg zwei oder gar drei Wochen. Im Sommer wohlgemerkt. Hauptreisezeit.

„Lotte, Smoky und Sidney“

Die Sonja, die hat es mit den Pferden. Ihre Teenager-Zeit verbrachte sie Großteils im örtlichen Tierpark. Aber nicht mit pubertierenden Testosteron-Jungs aus dem Dorf, sondern bei Maxi, dem Shetlandpony. Oh, die glücklichen Eltern. Wenn die nur gewusst hätten. In dieser Tonart ging es weiter. Sogar noch etwas verschärft. Mit 15 rettet sie ein Pferd kurz vor dem Schlachthof und stellt es gleich bei Mama und Papa in die Garage. Die junge Sonja wusste damals schon, was sie wollte.

Auf die Kunst und Philosophie des „Horsemanship“ hier und jetzt näher einzugehen, würde den Rahmen dieses Formats sprengen. Mehrfach sogar. All jene interessierten LeserInnen, die mehr über die „Seven Games“, die die Grundlage aller aufbauenden Übungen in diesem Spekturm der Mensch-Tier-Beziehung bilden, wissen möchten, sollten Sonja und ihre Familie am besten vor Ort besuchen. Das Navi hört auf Brunnenweg 15 in A-9232 Rosegg.

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Stefan Heinisch
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