#WieWirLeben: Kein Handgriff ohne Herzblut

Hofgeschichten, 04.02.2019

Florian Meusburger brennt für die Landwirtschaft. Neue Wege gehen, den starren Blick von sich werfen, das Bewusstsein für die Regionalität schärfen und den Gästen als Freund begegnen – dies lebt er aus Überzeugung. Ein Hoch auf den Idealismus.

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Als gelernter Zimmermann hat Florian Meusburger kein Problem damit, mal ordentlich anzupacken. Derzeit führt er noch ein berufliches Doppelleben: Teilzeit-Zimmermann, Teilzeit-Landwirt. Wobei sein Herz bereits voll und ganz für die Landwirtschaft schlägt: „Ich bin mit diesem Beruf aufgewachsen und schätze die Arbeit am elterlichen Hof sehr. Die Arbeit am Land gibt so viel.“ Natürlich ist das Hofleben mit großer Anstrengung verbunden, aber am Ende des Tages weiß man auch, wofür man geschuftet hat. Und bei Florian funktioniert kein Handgriff ohne Herzblut.

Eine Eigenschaft, die er versucht, den Gästen am Hof zu vermitteln: „Wenn man gemeinsam in den Stall geht und die Tiere versorgt, sich interessiert und eine Freude daran hat, dann ist das letztlich nicht nur für die Besucher ein Mehrwert. Sie eröffnen auch uns immer wieder neue Blicke auf das Selbstverständliche, wenn sie sagen, wie schön wir es hier haben. Das schätzen wir sicher zu wenig.“

Überall locken Abenteuer

Ob im Sommer bei der Heuarbeit, in der Direktvermarktung oder auf der Sennerei hoch oben auf der Alpe – am Hof der Meusburgers in Bezau ist immer was los. Milchwirtschaft, Direktvermarktung und die Vermietung via Urlaub am Bauernhof bilden die drei Säulen des Betriebes. Als umtriebiger Geist hat Florian bereits konkrete Ideen für die Zukunft: „Ich sehe eine Chance in der Gastronomie. Man muss sich als Landwirt öffnen und neue Wege gehen, den starren Blick von sich werfen. Der Beruf bietet viel mehr, als nur Kühe zu melken.“

Gerade in einer Zeit, wo in der Bevölkerung die Wertschätzung für regionale Produkte steigt, junge Familien wissen wollen, woher das Essen kommt, welches sie ihren Kindern auftischen, sollte diese Möglichkeit genutzt werden, meint Florian: „Das Konsumverhalten wird sich sicher spalten, ein Teil wird genau auf die Herkunft der Lebensmittel achten.“

Bregenzerwälder Alpkäse

Naturjoghurt und Topfen wird am Hof der Meusburger bereits direkt vermarktet, im Sommer kommt die Sennerei auf der Alpe Seefluh hinzu. Dort in der 300 Jahre alten Berghütte wird köstlicher Bergkäse per Handarbeit hergestellt. Für die Gäste ein ganz besonderes Erlebnis, wenn sie einen Ausflug hinauf auf über 1.400 Meter Seehöhe unternehmen können und in der Sennerei den Blick über die Schulter wagen dürfen, um zu sehen, wie ein Lebensmittel entsteht.

Generell sind die Gäste überall am Hof willkommen: „Unsere Oma begann schon vor 40 Jahren mit der Vermietung. Wenn alle Zimmer belegt waren, wurden die Kinder schon mal in den Dachboden ausquartiert. Oft lachen wir mit den Stammgästen gemeinsam im Garten über die Geschichten, die sie hier am Hof erlebt haben.“ Für Florian ist die Vermietung eine Bereicherung: „Wir haben so viele Bekannte, aus Köln und anderen Städten. Für uns bedeutet dieser Bereich nicht nur, dass der Gast hier schlafen darf und wir das Geld kassieren, man sollte schon mit Herzblut dabei sein. Wenn die Leute das spüren, fühlen sie sich fast wie zuhause.“

Abschalten, sich eine Auszeit nehmen, all das ist für den jungen Landwirt eher nebensächlich: „Sicher soll es nicht so sein, dass sich das Rad immer schneller dreht. Aber wenn man Freude daran hat, funktioniert es. Mir gibt die Natur sehr viel zurück. Wenn ich beispielsweise bei der Heuarbeit mit dem Traktor über die Felder fahre, dann ist das für mich auch schon eine Art des Abschaltens.“

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