#WieWirLeben: Wenn Kinderträume in Erfüllung gehen

Hofgeschichten, 27.05.2023, Michael Sabath

Auf einem wunderbaren Fleckchen Erde im Kärntner Lavanttal hat sich für Elisabeth Lichtenegger ein Kindheitstraum erfüllt: Als Gastgeberin sorgt sie auf dem familieneigenen Jurihof in St. Gertraud nicht nur für strahlende Kinderaugen.

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Kind streichelt Schwein | © Urlaub am Bauernhof Kärnten / Daniel Gollner

Wir sitzen in der großen Gästestube mit Blick auf die (noch) verschneite Koralpe. Elisabeth Lichtenegger streicht ihrer dreijährigen Tochter übers Haar und fühlt sich in die unbeschwerten Tage ihrer eigenen Kindheit auf dem Bauernhof zurückversetzt. Als sie dieses besondere Lebensgefühl mit den Tieren und im Einlang mit der Natur früh zu faszinieren begann, als die Kinder der Gäste schon früh vertraute Spielgefährten wurden: „Mir war schon immer klar, dass ich das weitermachen möchte. Das ist der Platz, an dem ich leben und arbeiten will“, sagt sie. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

"Bitte werd nur kein Bruder!"

Wenngleich das „Bäurin werden“ und „Gäste betreuen“ zunächst alles andere als eine „gmahte Wies`n“ waren. Erst als die zweite Schwester geboren war und kein männlicher Hoferbe folgen sollte, stand ihrem Traum nichts mehr im Wege. So nahm Beruf und Berufung ihren Lauf. Nach der Matura in Pitzelstätten und Diplom in Ober St. Veit kehrte Elisabeth auf den Hof zurück. Mit Ehemann Bernhard und den Kindern Klara und Fabian setzt nun die dritte Generation auf dem Jurihof das Erbe fort und bereitet sich auf die Hofübergabe vor.

Gemeinsam mit der Mama Barbara kümmert sich die Tochter um die Gäste auf dem Hof und vor allem um deren Kinder. Die Reitstunden mit „Lizzy“ gehören ebenso zu den besonderen Attraktionen im Angebot wie der Besuch im Stall und im Streichelzoo mit Minischweinen, Zwergziegen, Katzen und Kaninchen.

„Wenn man einfühlsam darüber spricht, können Kinder gut damit umgehen“

Die Herzen im wahrsten Sinne des Wortes höher schlagen lässt auch der fast tägliche Ausflug zu den beiden Forellenteichen. Dort machen die kleinen und großen Gäste ihre ersten Erfahrungen als Petrijünger. Dazu gehört nicht nur das Erlernen der Kunst des Angelns, sondern auch das Verständnis dafür, dass Leben und Tod auch im Tierkreislauf ein natürlicher Prozess sind. „Wenn man offen und einfühlsam darüber spricht, können Kinder gut damit umgehen“, weiß Elisabeth auch aus der Erfahrung mit ihren eigenen Sprösslingen. Und jeder lässt sich später die von der Mama zubereiteten Forellen nach eigenem Rezept schmecken. 

"Man darf auch einmal spinnen, aber dann setzt man sich eben zusammen und sucht nach einer Lösung.“

Nachsatz: „Krisen bringen immer auch neue Chancen.“

Zum Eintauchen mit den Gästen in die bäuerliche Lebenswelt nimmt die junge Bäurin aus Leidenschaft auch gerne die von ihren Eltern und Großeltern gelebte Botschaft auf: den achtsamen Umgang mit den Tieren und der Natur. Was in gleicher Weise für den Umgang mit den Gastfamilien gilt: „So annehmen, wie sie sind und selbst nur nicht verstellen, sondern echt und authentisch bleiben.“

Letzteres trifft auch für das innerfamiliäre Handling der Hofübergabe zu, immer nach dem Motto: Zusammen an einem Strang ziehen und Konflikte zulassen. Elisabeth Lichtenegger: „Jeder hat seine Räume und Rückzugsmöglichkeiten. Man darf auch einmal spinnen, aber dann setzt man sich eben zusammen und sucht nach einer Lösung.“ Nachsatz: „Krisen bringen immer auch neue Chancen.“

So kümmert sich Elisabeths Vater als Betriebsführer weiterhin um den landwirtschaftlichen Bereich. Gemeinsam mit Schwiegersohn Bernhard, der hauptberuflich als Maschinenbauingenieur bei der Firma Geislinger beschäftigt ist, Weltmarktführer für innovative Antriebsstranglösungen. Am Hof hat er, der Bauernsohn aus der unmittelbaren Nachbarschaft, sein Knowhow in die Umsetzung von Innovationen am Hof eingebracht, etwa in der Fütterungstechnik und im Ausbau der autarken Energieversorgung des Anwesens. Dazu gehören mittlerweile eine Photovoltaikanlage, Ladestationen für Elektroautos und ein ökologisches Heizsystem. Im ganzjährigen Beherbergungsbetrieb sorgen Mutter und Tochter als Geschäftsführerin für das Gästewohl und stete Qualitätssteigerung, zuletzt durch die Installation von Infrarot-Kabinen in den Ferienappartements.

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