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Hofgeschichten, 29.01.2021

Was für ein Winter: Schnee, Sonnenschein … und Lockdown. Gastgeber vermissen ihre Gäste! Wie haben die bäuerlichen Vermieterinnen und Vermieter eigentlich die letzten Monate verbracht?

Urlaub am Bauernhof-Betriebe zeigen sich persönlich.
Eine Serie quer durch die Bundesländer von Elisabeth Freundlinger

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Bauer und Baeuerin lehnen am Baum vor verschneiter Wiese | © Urlaub am Bauernhof Österreich / Dorner

„Viele Ideen waren schon immer da, das letzte Jahr hat uns die Gelegenheit verschafft, einige davon umzusetzen“, berichtet Tanja Dorner vom Dorner Hof im Vorarlberger Bregenzerwald. „Insofern war der Ausfall der Wintersaison auch zu etwas gut.“

Der Bregenzerwald zeichnet sich traditionell durch eine enge Verflechtung von Handwerk und Kunst aus. Es ist ein Miteinander von Tradition und Moderne. Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit werden hier großgeschrieben. Die Baumaterialen und Lebensmittel stammen vorwiegend aus der Region, ihre Verarbeitung geschieht mit besonderer Sorgfalt und Umsicht. Die Spezialität des Bregenzerwaldes ist der würzige Käse. Die Gemeinde Sibratsgfäll liegt in einem ruhigen Seitental.

Lockdown: weniger Termine, mehr Familie

Schon vor drei Jahren haben Tanja Dorner und ihr Mann Markus angefangen, die Ferienwohnungen am Hof von Markus‘ Eltern auszubauen und eine Fotovoltaik-Anlage zu errichten. Das Paar selbst lebt mit den zwei Kindern im Nachbarort, die Vermietung betreiben die beiden nebenberuflich und mit Hilfe der Eltern. Markus ist Vermögensberater, Tanja arbeitet als Buchhalterin in seiner Kanzlei. Da ist ganz schön viel unter einen Hut zu bringen, besonders in den vergangenen Monaten, wo es keinen geregelten Schulbetrieb gab. „Wir haben einen großen Küchentisch“, lacht Tanja Dorner, „da haben wir uns eben alle ausgebreitet.“ Die zwölfjährige Leonie geht in die Mittelschule und hat durch den Onlineunterricht auch viel an Selbständigkeit gewonnen. Der neunjährige Noah braucht noch etwas mehr Unterstützung bei den Hausaufgaben. „Es gibt wie in jeder Familie gute und weniger gute Tage, das hängt halt auch sehr von den persönlichen Befindlichkeiten ab. Aber ich bin so froh, dass wir am Land leben. Wenn die Kinder nachmittags draußen sind, kann ich die anspruchsvolleren Aufgaben meines Jobs – halt alles, wofür ich mehr Ruhe brauche – erledigen.“

Das Vermieten ist Tanjas Domäne. Sie erfüllt sich damit einen Traum, und dieser nimmt immer mehr Gestalt an. Man muss sich nur gestatten, groß zu denken.

Große und kleine Ideen

Schon beim Umbau der Wohnungen haben die Dorners groß gedacht. Jedes Appartement misst 110 m2 und bietet etwas Besonderes. Die obere Wohnung („Panorama“) gewährt einen traumhaften Rundumblick in die umliegenden Berge, die untere Wohnung („Relax“) beinhaltet eine Sauna. Im vorigen Sommer fingen die Dorners mit der Vermietung an – dann kam der Stillstand.

„Das waren für mich dennoch produktive Monate“, sagt Tanja, welche die Zeit für den Feinschliff der Ferienwohnungen genützt hat: Was fehlt noch an Geschirr, Bettwäsche, Handtüchern – wo kann ich noch dekorieren? „Das alles erscheint so selbstverständlich. Aber genau diese Kleinigkeiten brauchen Zeit, wenn man seine Sache richtig gut machen will. Diese Zeit hatte ich auf einmal.“

Und dann haben die vom Dorner Hof ja auch noch andere Projekte am Laufen …

Die Hühner.Ei

„Das Ei ist eines der grundlegendsten und vielfältigsten Lebensmittel. Uns war es wichtig, hier zur Qualität beizutragen“, sagt Tanja Dorner. Am Hof gibt es 220 Hennen und 5 Hähne.

Im mobilen Hühnerstall „wandern“ die Hühner von einem saftigen Futterplatz zum anderen. Jetzt im Winter haben die Tiere ein überdachtes Quartier. Mit den Hühnern hat es aber nur angefangen, wie Tanja weiter erzählt: „Unser Mitarbeiter Marc, der sich um die Hühner kümmert, hat Bienenstöcke hinter dem Haus platziert. So kamen wir zu unserem Honig. Zusätzlich hat uns Marc motiviert, Nudeln zu produzieren. Das hat sich als eine perfekte Ergänzung für unseren Shop herausgestellt.“

Der Hofladen

„Fleisch hatten wir aufgrund der Rinderhaltung (zurzeit: 24 Rinder) schon immer im Angebot. Schon lange verkaufen wir Fleischpakete für unsere Stammkunden und -gäste, auch für die Gastronomie.“

Doch das Eine ergibt das Nächste, und so kam bald der Hofladen ins Spiel, wie die Vermieterin erzählt: „Der Nahversorger im Ort hat nur vormittags offen – für viele Gäste, die erst gegen Mittag anreisen, war es ein Problem, sich die notwendigen Grundnahrungsmittel zu beschaffen. Also haben wir den Hofladen ursprünglich mit dieser Absicht errichtet: Dass die Leute Brot, Butter, Milch, Wurst und Käse kaufen können.“

Inzwischen wurde das Sortiment erweitert, immerhin ist Markus‘ Bruder Bäcker.

Durch die Pandemie haben viele Menschen einen bewussteren Zugang zu Ernährung und der Herkunft ihrer Lebensmittel gefunden. Ist das auch beim Hofladen zu spüren? – „Auf jeden Fall. Deshalb kann man unsere Produkte jetzt auch online kaufen.“

„Online“ spielt sowieso eine immer größere Rolle in unser aller Leben. Deshalb gibt es am Dorner Hof für eine Online-Infomappe für die Gäste. Mit Hilfe eines QR-Codes kann man sich vorab auf den Urlaub vorbereiten. Welche Ausflugsziele gibt es? Welche Veranstaltungen werden stattfinden? Habe ich Fragen an meine Vermieter?

Es geht immer weiter

Vor Kurzem haben die Dorners ein Gewächshaus gebaut. Jetzt können sich nicht nur die die Gäste vom Dorner Hof ihren Salat selbst aussuchen, auch der Hofladen wird täglich mit frischem Obst und Gemüse bestückt. Das nächste Projekt steht auch schon in den Startlöchern: Ein Kräutergarten. Ein Freund der Familie ist ausgebildeter Kräuterpädagoge und wird hier Kurse anbieten. Dank Mitarbeiter Marc, einem ausgebildeten Waldbademeister, wird demnächst auch Waldbaden angeboten – für Groß und Klein, versteht sich. Überhaupt – das Miteinander ist ein wichtiges Element in dieser engagierten Familie. Gern vermitteln die Dorners Schulklassen und Gruppen die Abläufe auf ihrem Bauernhof hautnah. Den Kinderspielplatz am eigenen Grund haben sie mit Unterstützung der Gemeinde zum öffentlichen Erlebnisspielplatz gemacht. Die Pferdekoppel steht nicht nur Gästen, die mit dem eigenen Pferd anreisen, zur Verfügung, sondern wird auch von Pferdebesitzern der Nachbarschaft mitbenutzt. In den letzten Wochen wurde sie aber kurzerhand zum Eislaufplatz umfunktioniert. Man muss Gelegenheiten eben beim Schopf packen!

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