Wandern in der Höhe macht glücklich

Almgeschichten, 22.03.2023, Elisabeth Tschernitz-Berger

Mediziner sehen in einem aktiven Urlaub auf der Höhe einen besseren Erholungswert als Faulenzen unter heißer Sommersonne am Strand.

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Zwei Wanderer vor dem Bergpanorama des Toten Gebirges, Nationalparkregion Kalkalpen | © Oberösterreich Tourismus GmbH / Ralf Hochhauser

Es soll ja zwei Urlaubstypen geben, die sich nicht nur komplett unterscheiden, sondern auch mit Zähnen und Klauen an ihren bevorzugten Urlaubszielen festhalten: die Berg- und die Meertypen. Die einen, die es in den Süden voll Wärme und Sonne zieht, die am Strand rösten und dösen, dabei die Seele in den Sand baumeln lassen und den weiten Horizont am Meer und das Rauschen der Wellen genießen. Sie lassen sich partout nicht von ihrem Liegestuhl loseisen. Meerurlaub bedeutet weitgehend Genuss, Nichtstun und den stressigen Alltag hinter sich lassen.

Dann gibt es die Bergtypen, die nichts mehr genießen als den endlosen Ausblick über Berggipfel, die immer festes Schuhwerk im Gepäck haben und sich von Wind und Wetter nicht abschrecken lassen. Die kühle Bergluft, eine deftige Jause in der Hütte und ausgedehnte Wanderungen, die bis auf einen anspruchsvollen Gipfel reichen können, sind ihre Erfüllung.

Erste Pauschalreise führte in die Berge

Die erste Pauschalreise fand übrigens im Jahr 1863 in die Schweizer Berge statt. Thomas Cook war es, der den Alpinismus und Bergtourismus ins Leben rief und zum Pauschalpreis verkaufte. Seither gehören die Berge zu den wichtigsten Reisezielen für aktive Menschen.

Obwohl das Meer die Menschen seit jeher faszinierte, setzte der Strandurlaub für die breite Masse erst Ende der 50er Jahre ein, als die Familien in Karawanen an die Strände von Lignano und Grado zogen.

Ärzte empfehlen Wanderurlaub

Welcher von den beiden Typen Recht hat, ist schwer zu beurteilen und vor allem Geschmacksache. Tatsache ist allerdings, dass Mediziner einen aktiven Wanderurlaub in den Bergen bei frischer Luft eher empfehlen als Nichtstun in der Hitze. Der Universitätsprofessor für Prävention, Sportmedizin und Rehabilitation an der Sporthochschule in Köln, Ingo Froböse, bricht eine Lanze für den Bergurlaub. „Bei Urlaubern, die inaktiv sind und ruhend am Strand verbringen, hält die Erholung nur kurz an. Ein aktiver, gesunder Urlaub hat nachhaltige und positive Effekte. Danach hat man ein gestärktes Immunsystem und ist widerstandsfähiger gegen Viren und Bakterien. Abwechslungsreiche Ferien mit viel Bewegung wirken Stress reduzierend“, so Froböse.

Bewegung in der Höhe bringe den Kreislauf so richtig auf Touren und lasse das Herz kräftiger schlagen als unten im Tal. Kühle, frische Bergluft habe im Vergleich zu überhitzter Luft am Strand Vorteile. Auch sei die Schlafqualität in den Bergen deutlich besser. Die abgekühlte Luft garantiere einen tieferen, erholsameren Schlaf. Zudem belaste Wärme den Körper und beanspruche ihn zusätzlich. Frische Bergluft hingegen lade viel mehr zu Aktivität ein, fernab von Feinstaub, Pollen und Ozon könne sich der Körper besser entspannen.

Coole Wanderoutfits

Und wer dazu noch ausgiebig auf Wanderschaft geht, ist doppelt im Vorteil. Fast hundert Millionen Menschen zieht es jährlich in die Alpen. Ein Großteil von ihnen kommt zum Wandern in die Alpenrepublik, 51 Prozent geben laut Gästebefragung Österreich an, regelmäßig zu gehen. Das war nicht immer so. Bis vor einigen Jahren galt Wandern noch als Sport für ältere Semester, die mit braunen Knickebockern, gestrickten Kniestrümpfen, Walkjacken und schweren Rucksäcken höhenwärts schnauften. Das hat sich in den letzten Jahren grundlegend geändert. Schicke, bunte Outfits aus atmungsaktiven, Hightech-Materialien, federleichte Schuhe, die sich dem Fuß ergonomisch anpassen, leichte Wanderstecken, die für zusätzlichen Drive sorgen und stylische Rucksäcke, haben aus dem faden einen coolen Sport für immer jüngere Menschen gemacht. Heute sieht man sie drahtig, in körperbetonten Outfits, meist in fröhlichen Gruppen auf die Almen sprinten und in Almhütten eine zünftige Jause genießen. Und das bei jeder Jahreszeit. Fernab vom Mottenkugel-Mief. Und Urlaub auf der Alm ist ohnehin ein Megatrend.

Besser als ein Ergometer

Die Vorteile liegen auf der Hand: Regelmäßiges Gehen über Stock und Stein trainiert die Ausdauer und wirkt sich positiv auf Herz- und Kreislaufsystem aus. „Wer zu hohe Cholesterinwerte hat, kann mit regelmäßigen Wandereinheiten entgegenwirken“, rät die Allgemeinmedizinerin und Referentin für Vorsorge- und Gesundheitsmedizin der Ärztekammer für Oberösterreich, Angelika Reitböck. „Der Anteil der Fettverbrennung beim Bergwandern mit 40 bis 60 Prozent am gesamten Stoffwechsel ist sehr hoch“, so Reitböck. Manche Wissenschaftler sind der Meinung, dass man bei gleicher Pulsfrequenz mehr Kalorien verbrennt als auf einem Ergometer. Auch Allergiker profitieren von der Alpenluft, da bei zunehmender Höhe die Pollenbelastung abnimmt.

Dass man beim Wandern gut gelaunt vor sich hinpfeift oder singt, kommt auch nicht von ungefähr. Wandern ist gut für die Laune. Das Stresshormon Cortisol wird reduziert und mache Serotonin und Dopamin Platz, die vereint, wiederum ein Gefühl von Glück und Wohlbefinden auslösen.

Elisabeth Tschernitz-Berger
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