Wasser, das blaue Gold der Alpen

Almgeschichten, 21.03.2023, Elisabeth Tschernitz-Berger

Was wäre ein Urlaub auf der Alm ohne das kalte Quellwasser, den rauschenden Bach vor der Türe und die tiefblauen Bergseen? Doch das „Blaue Gold“ ist ein schützenswertes Gut.

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Managerin Christina | © Urlaub am Bauernhof / Daniel Gollner

Es dampft, zischt und brodelt in der Badstube - so als täte sich die Erde auf -  wenn der Karlbauer im alten Bauernhaus auf der Nockalmstraße in Kärnten, die glühend heißen Steine in die Badebottiche mit eiskaltem Quellwasser fallen lässt. Die Steine, die schon um sechs Uhr morgens auf einem Holzstoß vor der Hütte erhitzt worden sind, zerspringen mit einem Knall im eiskalten Quellwasser. Dadurch werden wertvolle Mineralien und Wirkstoffe freigesetzt und verbinden sich mit den Inhaltsstoffen des Quellwassers zu einem „Jungbrunnen“. Mit einem Brett zugedeckt, aus dem nur der Kopf ragt, genießt man im Holzbottich das dampfende Wasser und schwitzt, was das Zeug hält.  Wie einst die Bauern und Holzknechte der Gegend, die Rheuma, Arthrose, Verletzungen und Verspannungen auf diese Weise milderten. Im Karlbad auf der Nockalmstraße geht es zu, wie vor hundert Jahren. Es ist noch eines der letzten Bauernbadln im Alpenraum. Hygienevorschriften und neuzeitliche Wellnessanwendungen haben die zahlreichen Bauernbadln mittlerweile dezimiert. Internet oder einen Fernseher wird man hier vergeblich suchen. Auch der Schweinsbraten im Gasthaus wird noch im Holzofen gegart.

Kindheitserinnerungen

Die Energien fahren flugs in den Körper, wenn man sich frühmorgens mit dem kalten Wasser im Trog vor der Hütte wäscht oder die Zehen in den zehn Grad kalten, tiefblauen Bergsee steckt, bis sie kribbeln. Wie sehr schmeckt doch das Wasser, das direkt aus der Quelle sprudelt und den Durst während der Wanderung stillt.  Tautreten im feuchten Gras, Bächlein aufstauen, selbst geschnitzte Rinden-Schiffe auf die Reise schicken, den Forellen bei ihrem Tanz durch das klare Gebirgswasser zusehen und die eine oder andere fangen und am Feuer braten - das sind Urlaubserlebnisse und Kindheitserinnerungen, die man wohl nie ganz vergessen wird.

Und schließlich ist das Wasser, das als glitzernde Schneekristalle vom Himmel fällt und uns im Winter in Entzücken versetzt, der Stoff, aus dem die Winterurlaubs-Träume sind. Über verschneite Hänge wedeln, mit Schneeschuhen durch die Winterlandschaft stapfen oder mit der Rodel talwärts sausen, all das ist dem zu Schnee gefrorenen Wasser zu danken.

 

Wasserguru Kneipp

„Lernt das Wasser richtig kennen und es wird euch stets ein verlässlicher Freund sein“, das predigte schon vor mehr als 200 Jahren Sebastian Kneipp (1821 bis 1897), der als Kräuterpfarrer und Wasserguru die heilende Kraft des Wassers zu nützten wusste. Seine Erkenntnisse der Hydrotherapie sind Grundlage für moderne Wasseranwendungen in der heimischen Wellness-Kultur. Richtig angewendet, kann Wasser die Gesundheit positiv beeinflussen. Dazu noch ein Kneipp`scher Merksatz: „Das Wasser ist das natürlichste, einfachste, wohlfeilste und – wenn recht angewendet – das sicherste Mittel“. Seine Wechselgüsse, Wassertreten und Trinkkuren, mittlerweile auch auf Urlaubsbauernhöfen angeboten, sind heute gefragter, denn je.

Eine weitere gesundheitsfördernde Form des Wassers sind Österreichs Thermen. 38 größere und kleinere sind über Österreichs Thermenregion verstreut, die von Kärnten über die Steiermark, Oberösterreich, bis ins Burgenland reicht. Thermalbäder gehören wohl zur angenehmsten Form der Wellnessanwendungen. Vom alpinen Wellnesstempel bis zum großzügigen Thermenresort in der Ebene - Österreichs Thermen bestechen mit einer großen Vielfalt.

Wasserreich Österreich

Wo sonst, als in Österreich, kommt man auf Schritt und Tritt mit dem „blauen Gold“ in Berührung, das Land ist das reinste „Wasserreich“. Mehr als 700 Wasserfälle donnern zischend zu Tal. In rund 25.000 stehenden Gewässern, tausenden Kilometern Flüssen, unzähligen kleinen Gebirgsquellen und Wildbächen begegnet man der Kraft des Wassers auf nahezu jeder Tour durch die Natur. Die Bergregionen sind das größte „Süßwasserschloss“ der Erde.

Wasser, ein schützenswertes Gut

Wasser so scheint es, kommt hierzulande fast unerschöpflich vor. Aber ist es das wirklich?

Es wird als Schnee und Eis in den Bergen gespeichert und speist so die Flüsse und Seen. Natürliches Alpen Wasser ist nicht nur ein bewährter Slogan für Mineralwasserabfüller, sondern Lebensgrundlage für den ganzen Kontinent. Allein Eis und Gletscher der gesamten Alpen umfassen ein Volumen von rund 100 Kubikkilometer Wasser, die Alpenseen noch einmal die doppelte Menge. Dennoch, Süßwasser ist ein rares Gut. 97 Prozent des Wasservorkommens auf der Erde ist Salzwasser. Von den 38 Millionen Kubikkilometern Süßwasser lagern 29 Millionen gefroren in Eis und Gletschern. 9,5 Millionen Kubikkilometer sind tief liegendes Grundwasser. Letztendlich bleiben weltweit nur rund 140.000 Kubikkilometer Süßwasser, die tatsächlich verfügbar sind. Lange Zeit war man der Meinung, dass kein Tropfen Wasser je verloren gehe, doch das Wasser in den kommenden Jahrzehnten ein rares Gut werden könnte, belegen Studien mittlerweile. Die Ursachen: Steigender Wasserbedarf durch Bevölkerungswachstum und der Klimawandel.

Weniger Niederschlag, schmelzende Gletscher und Pole, Starkregengüsse und versiegelte Flächen, die das Wasser nicht mehr aufnehmen können, haben den Grundwasserspiegel auch im Wasserreich Österreich vor allem in heißen, niederschlagsarmen Sommern bereits sinken lassen. Der aus den Fugen geratene Wasserkreislauf, der Wechsel von Dürren und Fluten, Ernteausfälle und ein sinkender Grundwasserspiegel ist kein Szenario ferner Zukunft, sondern bereits Realität.

Elisabeth Tschernitz-Berger
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