
Sicher und flott mit dem Auto bergauf und bergabDer Fachmann weiß alles!
Ich selbst habe schon viele Almstraßen und Forstwege befahren – manchmal gut, manchmal besser, manchmal auch richtig schlecht. Dabei habe ich ein paar brenzlige Situationen erlebt. Deshalb gebe ich dir heute keine eigenen Tipps, sondern habe mir einen Fachmann ins Auto geholt.
Alois Wolf, seit über 35 Jahren Fahrschullehrer und nebenbei Landwirt, kennt sich aus – nicht nur auf klassischen Straßen, sondern auch auf Almwegen, Bergstraßen und schmalen Fahrwegen.
Sein wichtigster Rat für das Ausweichen auf engen Almwegen:
„Die Straßenverkehrsordnung sagt: Ausweichen muss derjenige, bei dem es leichter möglich ist. Meist ist das der, der bergauf fährt. Aber: Man muss in jeder Situation erst einmal erkennen, wer tatsächlich leichter ausweichen kann. Also: Ruhe bewahren!“
Alois hat noch einen echten Insider-Tipp:
„Wenn du Glück hast, ist der, der dir entgegenkommt, ein Einheimischer. Der kennt die Strecke und weiß genau, wo die nächste Ausweiche ist und wie er sicher vorbeikommt. Also: Vertrau ihm!
Und falls nicht: Vertrau dir selbst. Du wirst staunen, wie viel Platz auf schmalen Wegen doch noch vorhanden ist – besonders in den Kehren und entlang der Bergseite.“

Welches Auto ist das beste zum Bergfahren
Mein heutiger Fahrlehrer Alois weiß auch das genau. „Jedes Standardauto in verschiedener Größe ist geeignet“, sagt er. Sollte es ein SUV sein? Der Fachmann schmunzelt: „Ja, ist natürlich gut, aber sein muss es nicht. Wenn Du schon einen SUV hast, dann kommt er nach den vielen Stadt- und Autobahnfahrten endlich an seinem Bestimmungsort an.“ Und welches Auto ist zum Almfahren nicht geeignet? „Eindeutig sind das sportliche Autos, die tief liegen und solche mit einem optischen Verbau. Denn da kann es unten schon kratzen, das hört sich fürchterlich an und kann relativ großen Schaden anrichten“, meint Alois und gibt gleich den passenden Kratzton zum Besten.
Und weil wir gerade beim „Kratzen“ sind! Almwege und -straßen haben häufig tiefe Spurrinnen. Wie verhalte ich mich mit meinem Auto dabei? Klare Antwort: „Natürlich nicht in der Spurrinne fahren, sondern, wenn es geht, auf der höheren Seite außer der Spur, idealerweise wäre das die Hangseite.“ Und ich denke aus dem Hintergrund dazu: Wenn Du aus Platzgründen in der Spur bleiben musst, fahr möglichst langsam. Und hin und her wechseln hilft auch manchmal.
Und wie geht`s im Winter?
Alois dazu: „Auf jeden Fall brauchst Du gute Winterreifen. Schneeketten der neuen Generation lassen sich meistens auch noch dann anlegen, wenn Du schon hängst. Nimm daher immer Schneeketten mit, auch wenn Du sie selbst nicht montieren kannst. Es findet sich immer jemand, der es kann, bevorzugt der schon beim Ausweichen strapazierte Einheimische. Aber grundsätzlich ist das rechtzeitige Anlegen der Ketten sehr wichtig.“ Noch eine heikle Frage dazu: Und was ist, wenn auch mit Ketten nichts geht? Die lapidare Antwort: „Dann hilft nur noch der Traktor des Bauern, der Dich und Dein Auto befreit.“
Bergauf und bergab – sicher und richtig!
Natürlich kennt Fahrlehrer Alois Wolf auch die richtige Gangwahl für Almstraßen:„Beim Bergauffahren gilt: Gang einlegen und Vollgas geben. Wenn das Auto beschleunigt, passt der eingelegte Gang zum Gelände. Auf Schotterstraßen oder Almwegen ist das meistens der zweite Gang.“
Und beim Bergabfahren? Da lautet der wichtigste Tipp: „Fahr bergab mit dem Gang, bei dem die Motorbremse ausreicht. Nutze die Fußbremse nur gelegentlich – etwa vor Kurven. Die Motorbremse schont nicht nur deine Bremsen, sondern gibt dir mehr Kontrolle auf rutschigem Untergrund.“
Mein persönlicher Gedanke:
Lieber langsam und sicher bergab – denn gerade Schotterwege sind in der Abfahrt oft tückischer als man denkt. Ich spreche da aus Erfahrung…
Die klassische Frage konnte ich mir nicht verkneifen:
„Wer fährt besser auf Almwegen – Männer oder Frauen?“
Alois schaut mich nur erstaunt an:
„Ich sehe da überhaupt keinen Unterschied. In meiner Praxis zählt nur eines: Übung. Wer öfter fährt, fährt besser – ganz egal, ob Mann oder Frau.“
Der goldene Tipp im Doppelpack
Der erste Tipp von Fahrlehrer Alois Wolf dreht sich – wenig überraschend – ums Thema Übung. Sein Rat lautet:
„Erstens: Ruhe bewahren.
Zweitens: Ausprobieren.
Drittens: Sich etwas zutrauen, aber nicht zu viel.
Viertens: Beim Tun lernen und üben.
Es gibt auch in Fahrschulen spezielle Perfektionsfahrten auf Almwegen – die habe ich selbst schon abgehalten. Aber notwendig sind sie nicht unbedingt. Wichtig ist, dass du dich auf deine Almfahrten einfach locker freust.“
Notburga Samrock
Almhüttenexpertin, 12 Artikel