An Gsund, an Reim und an Friedn!
Es ist ein farbenprächtiges Spektakel, wenn in den Salzburger Raunächten die Perchten umgehen - ob Schönperchten, Tresterer, oder Schnabelperchten. Sie alle ziehen von Hof zu Hof und wünschen den Bewohnern Glück: An Gsund, an Reim und an Friedn! Ingrid vom Kinderbauernhof Steinbachhof erzählt von der traditionellen „Bachlschneid“, von wunderschönem DIY-Christbaumschmuck und vom Zusammenleben mit ihren Gästen. Auch im Salzburger Lungau wird Tradition großgeschrieben: Christina vom Samerhof schätzt die vielen Rituale, die sie mit ihrer Familie lebt und auch gerne an ihre Gäste weitergibt.
Salzburger Raunächte
Was für ein farbenprächtiges Spektakel ist es, wenn in den Salzburger Raunächten die Perchten umgehen! Es gibt die Schönperchten, die Tresterer, oder auch die Schnabelperchten. Sie alle ziehen von Hof zu Hof und wünschen den Bewohnern Glück: An Gsund, an Reim und an Friedn!
Auch der leider immer seltener praktizierte Brauch des „Frautragens“ geht auf die Herbergsuche zurück. Dabei wird ab dem ersten Adventsamstag ein Madonnenbild oder eine Statue von Haus zu Haus getragen und darf für eine kleine Weile in der jeweiligen Herberge verweilen.
Es duftet nach Weihnachten!
„Die Bachlschneid gehört bei uns im Pinzgau zum Weihnachtsfest einfach dazu“, erzählt Ingrid Loitfellner vom Kinderbauernhof Steinbachhof in Rauris. Bei diesem alten Ritual werden am alle Messer im Haus geschliffen, denn der Brauch sagt, dass es dann das ganze Jahr lang scharfe Messer gibt. „Unsere Gäste sind immer begeistert, wenn sie daran teilhaben dürfen, denn freilich schleifen wir auch die Messer in den Ferienwohnungen.“
Schon die Tage vor dem Fest werden auf dem Steinbachhof viele Vorbereitungen getroffen. „Unser Bauernhaus ist 330 Jahre alt, und das frisch gewachste Holz duftet immer so gut. Wenn ich dann unterm Jahr den Holzboden einlass‘, meinen die Kinder immer, es riecht nach Weihnachten!“
Im Advent wird viel gebacken und gebastelt. Ingrid Loitfellner hat auch einen Basteltipp für uns dabei: „Sehr hübsch und ganz einfach ist es, wenn man mit den Kindern Föhrenzapfen sammelt und diese dann mit Perlen beklebt. Das ist ein wunderschöner Christbaumschmuck.“
Besonders wichtig findet es die Kindergartenpädagogin, Kindern die Möglichkeit zu geben, ihre Welt spielerisch zu erfahren. Das gilt ganz besonders für Weihnachten. „Eine Weihnachtskrippe sollte nicht nur zum Anschauen sein, sondern auch bespielt werden dürfen. Und wenn sich dann irgendwann ein Lego-Dinosaurier unter Ochs und Esel mischt, ist das doch auch nicht so schlimm!“
Im Zeichen der Traditionen
Das Miteinander ist ein wichtiges Element am Steinbachhof, denn „Gäste bespaßen tun wir auf unserem Hof sicher nicht. Bei uns geht es ums echte Zusammenleben!“
Und so schmücken die Loitfellners am 23. Dezember auch gemeinsam mit ihren Gästen den Baum in der Stube.
„Am Nachmittag des Heiligen Abends feiern wir alle die Stallweihnacht mit unseren Tieren. Danach richten wir uns z’samm, beten Rosenkranz und gehen ‚rachn‘.“ – Beim traditionellen Räuchern werden selbstverständlich auch die Ferienwohnungen geweiht. Erst danach – zum Essen und zur Bescherung – ist die Familie für sich.
Der Weihnachtstag steht auf dem Steinbachhof ganz im Zeichen der Traditionen. Dabei haben sich hier auch niederösterreichische Elemente dazu „geschummelt“, schließlich ist die Bäuerin ursprünglich von dort. „Wir essen zwar die traditionelle Salzburger Würstelsuppe – eine kräftige Rindsuppe mit Nudeln, Gemüse und Würsteln – aber es gibt auch eine Stosuppe aus Milch mit Kümmel. Zu Weihnachten ist halt alles noch viel stärker emotional verbunden als sonst. Und so kommt es, dass sich oft nach der Mette alle wieder in der Stube zusammenfinden – Vermieter und Gäste – und den Weihnachtstag miteinander ausklingen lassen.
Heiliger Abend am Samerhof in Mariapfarr
„Bei uns gibt’s am Heiligen Abend ein Raclette“, lacht Christina Moser vom Samerhof in Mariapfarr. „Das ist keine alte, aber immerhin eine Familientradition, auf die wir uns alle schon das ganze Jahr freuen. Wir sitzen gemütlich zusammen – drei Generationen um den Tisch vereint – und wir nehmen uns Zeit zum Essen und Reden. Das ist es doch, worauf es ankommt.“
Rituale sind wichtig am Samerhof, denn die Mosers leben in einer der traditionsbewusstesten Regionen von Österreich, im Salzburger Lungau.
Im November wandert die Familie auf ihre Alm und dann sammeln alle gemeinsam die ‚Zutaten‘ für ihren Adventkranz. „Das Gebinde machen wir aus Fichten- und Tannenzweigen, dazu kommen Zirbe und Wacholder sowie Blattln vom Almrausch. Alles wird selbst gepflückt und zusammengetragen – da ist dann auch ein Stück von uns selbst drinnen!“ Am Samstag vor dem ersten Advent wird der Kranz in der Kirche geweiht und am nächsten Tag die erste Kerze entzündet.
Das alles passiert in der „Ruhezeit“, wenn am Samerhof keine Gäste sind. „Weihnachten ist ja auch ein Familienfest“, meint Christina Moser. Die nächsten Gäste kommen mit Beginn der Wintersaison kurz vor Weihnachten.
Der Advent im Lungau ist besonders festlich, und mindestens einmal muss jeder eine Lungauer Bratwurst gegessen haben. Auf den zahlreichen Adventmärkten der Region kommt man auch gar nicht umhin, diese Köstlichkeit mit einem guten Stück Bauernbrot, Senf und Kren, zu probieren. Diese Spezialität ist auch für die Gäste vom Samerhof schon lang kein Geheimnis mehr. Vor allem, jene, die hier am Samerhof das Weihnachtsfest verbringen, freuen sich über die gelebte Tradition.
„Ich stelle immer einen geschmückten Christbaum aus unserem eigenen Wald in die Ferienwohnung, dazu gibt’s Kekse – das schätzen unsere Gäste sehr.“
Am stimmungsvollsten ist es aber am Heiligen Abend selbst. In Mariapfarr gedenken die Bewohner dem Texter des wohl berühmtesten Weihnachtsliedes der Welt: „Stille Nacht“. Um 15 Uhr findet vor dem Wohnhaus des Priesters Joseph Mohr das stimmungsvolle Weihnachtsblasen statt. Anschließend gehen die Männer vom Hof mit der Räucherpfanne durchs Haus und durch alle Zimmer. Die Kräuter dafür wurden übrigens am 15. August, dem Festtag Maria Himmelfahrt, geweiht.
„Unsere Gäste sind meistens in der Wohnung mit den eigenen Weihnachtsvorbereitungen beschäftigt. Wenn es dann an der Tür klopft, wird es auf einmal ganz still. Sie warten ja schon die ganze Zeit darauf, dass in der Wohnung geräuchert wird. Wenn sie dann die Kräuter und den Weihrauch riechen, wissen sie: Jetzt ist Weihnachten!“