Gebrauchsanweisung für Almhütten Teil 3: Essen und trinken hält Leib und Seel´ zusammen!

Almgeschichten, 06.04.2022, Notburga Samrock

Stell dir vor…

Große, weite Almwiese mit wunderbarer, größerer Almhütte. Ein Hubschrauber kommt, nein, nein, nicht um etwa ein Unfallopfer zu versorgen, sondern – Du glaubst es kaum – um eine Palette Mineralwasser in Plastikflaschen abzusetzen. Auch nicht, um damit ein hochalpines Schutzhaus zu versorgen, sondern um für eine Gruppe in der gemieteten Selbstversorgerhütte das Trinkwasser anzuliefern.

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Ein Kind isst einen Kärntner Reindling vor der Almhütte im Sommer | © Urlaub am Bauernhof Kärnten / Daniel Gollner

Sprichwörtliche Eulen nach Athen tragen

Als ich von dieser spektakulären Aktion hörte, habe ich ganz spontan und laut gerufen: „So ein Blödsinn!“ Denn: Auf jeder Almhütte gibt es Trinkwasser in Hülle und Fülle und vor allem in bester Qualität. Wenn es das nicht gäbe, hätten unsere Vorfahren schon keine Sennhütte für Mensch und Tier hin gebaut, denn sie wussten natürlich genau, was sie taten. Wasser war zu allen Zeiten lebenswichtig! Und unsere klugen Zeitgenossen hätten eine neue Hütte dort schon gar nicht aufgestellt. Außerdem sind alle Almhüttenvermieter sowieso in Zeiten wie diesen aus Sicherheitsgründen verpflichtet, einmal im Jahr das Wasser umfassend behördlich untersuchen zu lassen. Warum der Hubschrauber ausrücken musste, erzähle ich Dir am Ende dieser Geschichte.

Das Almwasser kommt aus dem Brunnen vor oder neben der Almhütte, wobei die Leitung fast immer von einer Quelle gespeist wird. Der Brunnentrog lässt sich als mindestens weltbester Kühlschrank gebrauchen, weil das Wasser ja immer reichlich kalt ist. Aber dazu später mehr. Ich habe auch schon erlebt, dass Gäste den Wassertrunk aus der Quelle neben der Hütte verweigerten, aber sehr wohl jenen aus der Leitung in der Hütte genossen. Nur, es war dasselbe Wasser...  Solltest Du beim Thema trinken eher an einen edlen Tropfen aus anderen Regionen denken: selbst mitbringen! Du kannst aber auch jene Almhütten wählen, die einen Weinbar haben, zum Gustieren und Ausprobieren edler Tropfen! Gegen Hochprozentigeres ist auch nichts einzuwenden, vor allem deshalb nicht, weil man zum Lustigsein auf der Alm ja wirklich nicht unbedingt Alkohol braucht, oder?

Alles selber kochen, essen gehen, Lebensmittel bringen lassen?

Wie Du ja wahrscheinlich weißt, sind die meisten mietbaren Almhütten Selbstversorgerhütten. Das heißt, dass Du Dich auf Deiner Almhütte selbst verpflegen (musst). Es gibt aber natürlich auch Almgasthöfe, wo Du wie in einem Hotel in einem Zimmer wohnst und zum Beispiel Halbpension oder Zimmer mit Frühstück buchst. Spätestens bei der Buchung musst Du aber entscheiden, was Du willst - selbst werken und sorgen oder Dich verwöhnen lassen. Du kannst Dir sicher ausmalen, dass beides was für sich hat. Ich rate Dir daher, im Vorfeld beim Almhüttenvermieter, oder noch besser bei der Bäuerin, ziemlich genau nachzufragen, wie die Bedingungen sind. Es könnte ja auch sein, dass Deine ins Auge gefasste Almhütte zwar einsam, aber in Fußnähe zu einer bewirtschafteten Almhütte liegt, wo es traditionelle Speisen in guter Auswahl gibt. Das wäre jeden Abend einen Almspaziergang wert. Es könnte aber auch sein, dass Du Dir auf der Alm endlich zum Kochen Zeit nehmen willst, neue Kreationen ausprobieren möchtest, das Abenteuer Deiner eigenen Kochkunst erleben möchtest, was weiß man?

Planung und Vorräte sind das Um und Auf

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Wenn Du Dich dazu entschieden hast, auch beim Essen auf Deiner Almhütte autark zu sein, dann bleibt nichts anderes übrig als zur Herstellung Deiner Speisen die passenden Lebensmittel auf die           Alm mitzunehmen. Das soll heißen, dass ohne Plan nichts geht! Nimm Dir ein bisschen Zeit und überlege, was und wie Du kochen willst. Die Menge Deiner Vorräte wird sich naturgemäß nach der Personenanzahl richten. Noch ein Tipp: Solltest Du mit Freunden unterwegs sein oder mit zwei Familien, ist es vielleicht ganz sinnvoll, sich vorher abzusprechen, wer was mitnimmt und was kochen will, denn zwei Kilo Salz nutzen am Ende niemandem wirklich.

Aber eines ist sicher. Jeden Tag von der Alm aus einkaufen spielt sich auf keinen Fall! Erstens, weil es meistens ziemlich weit bis zum nächsten Supermarkt ist, 10 bis 15 km auf der Bergstraße hinunter und dann wieder hinauf sind keine Seltenheit, denk an die Spritpreise! Und zweitens würdest Du mit dem Hin- und Herfahren viele Stunden Deiner wertvollen Almzeit verlieren. Wäre schade darum. Also: Lieber vorher ein bisschen Planungszeit investieren, um dann in aller Ruhe in der Almhütte das Kochen und Essen zu genießen. Vor allem wohl an langen Winterabenden nach dem Ski fahren. Noch etwas: Du brauchst Deine Vorräte nicht 500 km weit her zu karren. In allen Tal-Orten gibt es Supermärkte in und mit großer Auswahl, BI..., SP..  und so, Du weißt schon.

Ich komme jetzt nochmals auf das wichtige Kühlen der Lebensmittel zurück. Wie gesagt, in fast allen Almhütten gibt es Kühlschränke, elektrische oder mit Gas betriebene. Solltest Du den oben genannten weltbesten aller Kühlschränke benutzen können, in verschließbaren Behältern lässt sich fast alles aufheben. Für Getränke ist er geradezu ideal. Pass aber bitte auf, dass Dir ein Füchslein des Nachts nicht das Päckchen mit der Milch klaut. Ja, im Ernst, habe ich selbst erlebt und sogar den Dieb gesehen. Im Winter ist das Kühlen der Lebensmittel ja relativ einfach, ein Ablagefach im kühlen Vorraum genügt meistens.

Der goldene Tipp

Dieser kommt zum Schluss. Fast alle Bauern haben Produkte von ihrem Hof zu verkaufen. Etwa Eier, Milch, Fleisch, Speck, Butter, Brot, die meisten Höfe haben noch eine größere Auswahl an Lebensmitteln zu bieten. Nimm Dir bei Deiner Anreise vom Hof mit, was Du brauchst.  Und in der Regel fährt sowieso jeder Bauer mehrmals in der Woche zu seinem Vieh auf die Alm und bringt Dir sicher gerne mit, was Du brauchst. Frag einfach vorher, es wird sicher klappen. Gesegnet sei das Handy, Du kannst sogar noch von oben anrufen! Und jetzt, zwar unpassend zum goldenen Tipp, die Auflösung des Hubschraubereinsatzes: Es war der Manager eines österreichischen Mineralwasserabfüllers, der für seine Lieben (und wohl auch aus Werbezwecken?) Mineralwasser zu der Almhütte fliegen ließ. Na ja, hast Du nicht nötig. Du sollst Dich nur auf den Moment freuen, in dem Du Deinen Lieben dank Deiner guten Planung das beste Almhütten-Essen servieren wirst.

Notburga Samrock
Almhüttenexpertin, 12 Artikel
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