Im Reich der Almkönigin

Almgeschichten, 10.11.2022, Michael Sabath

Audienz auf der Hochalm im Nationalpark Hohe Tauern: hier ist Theresia Bacher die leidenschaftliche Herrscherin über ein eindrucksvolles Naturparadies.

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Gastgeberin Theresia Bacher vor der Dürsteinalm | © Urlaub am Bauernhof / Daniel Gollner

Als wir uns der wunderschönen Almhütte in 1450 Meter Seehöhe nähern, kriechen sogar die Murmeltiere aus ihren Verstecken. Sie kennen die vertraute Stimme und werden liebevoll mit „Mausi“ und „Schatzi „begrüßt. Wenig später hält die Hausherrin ihren zwei Meter langen Haselnussstecken mit schmiedeeiserne Spitze fest in der Hand und beginnt im Pinzgauer Dialekt aus ihrem Leben zu erzählen. Kein Zweifel: hier steht die ungekrönte Königin der Hochalm, die in ihrem Reich Hof hält und aus dem Schwärmen gar nicht mehr herauskommt. Sie spricht von der inneren Sehnsucht, die ihr sozusagen in die Wiege gelegt wurde. Vom Papa, mit dem sie schon im Alter von zehn Jahren gemeinsam mit ihrem Bruder die Alm zu bewirtschaften begann. Mit Liebe und Leidenschaft zu den Kühen, Ziegen und anderen Geschöpfen, die ihr bis heute ans Herz gewachsen sind. „Ich liebe jeden Zentimeter hier oben. Keiner kann sich vorstellen, welche Wertigkeit in so einer Alm steckt“, sagt die resolute Salzburgerin und schwärmt von dem Kräutergarten, der sich für sie über die gesamten 131 Hektar Almfläche erstreckt.

Dort wachsen die Ingredienzen einer unvergleichlichen Naturküche, die auch ihre Handschrift trägt. In Theresia Bachers anderem Reich: dem „Schweigerlehen“, einem über 500 Jahre alten Bauernhaus mit dem Gasthaus „Rauchkuchl“ in Stuhlfelden. Dort sind die Decken und Wände rußgeschwärzt, die Tische sehr schön eingedeckt und der große Holzofen mit loderndem Feuer und übergroßen Pfannen sind ein ständiger Hingucker und ein tolles Fotomotiv.
Serviert wird eine kreative, regionale Naturküche, die Kräuter kommen eben von der Alm, das Gemüse vom hauseigenen Garten, die Früchte stehen hinterm Haus, das Wild wird selbst erlegt oder kommt von befreundeten Jägern. Das zum Menü passende Brot gibt es von der eigenen Bäckerei.

Seit der Übergabe der Rauchkuchl an Sohn Tobias hat sich die Gewichtung ihres Aufgabengebiets und der täglichen Arbeit etwas verlagert. „Der Bua kocht, da legst di nieder“, schmunzelt sie und kann die schweren Pfannen über dem offenen Feuer guten Gewissens jetzt dem Junior überlassen. So bleibt mehr Zeit, um sich der Vermietung der Zimmer und der Betreuung der Hausgäste im Schwaigerlehen und Dürsteinhof und natürlich auch oben auf der Alm widmen. Besonders am Herzen liegt ihr der Kontakt zu den Stammgästen aus nah und fern, die den Bachers seit vielen Jahren verbunden sind. „Wenn man die schönen Dinge mit den Gästen teilen kann, dann haben alle eine Freud“, sagt sie und sieht ihre Rolle als Gastgeberin im Geben und Nehmen: „Von den Gästen kann man viel lernen und umgekehrt. Nach dem Urlaub ist jeder so, wie er sein sollte. Da ist auch eine große Dankbarkeit.“

Jetzt kann sie auch über ein neues Buchprojekt nachdenken. „Sobald etwas geschrieben ist, ist es viel wertiger“, meint sie. In ihrem Erstlingswerk „Meine Heimat, meine Küche“ hat sie das schon gemacht. Diese Sammlung von Speisen und Gerichten aus heimischen, hochwertigen und unverfälschten Lebensmitteln soll nun eine Fortsetzung bekommen. „Du kannst jede Jahreszeit so schön auf den Teller bringen“, sagt sie und nimmt noch ein paar frische Kräuter von der Almwiese. Verabschiedet sich von ihren Mausis und Schatzis, und ab geht`s ins Tal.

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