Schatzsuche auf Österreichs Almen

Almgeschichten, 28.03.2022, Elisabeth Tschernitz-Berger

Wer mit offenen Augen über Almen wandert, durch Schluchten streift, auf Berge klettert, kann mit etwas Glück Jahrtausend Jahre alte Schätze finden. Wertvolle Mineralien, funkelnde Kristalle, ja sogar Millionen Jahre alte Fossilien liegen uns in Österreich zu Füßen. Doch allzu gerne verstecken sie sich vor ehrgeizigen Sammlern zwischen unscheinbaren Steinen oder Felsspalten. Man muss sie nur finden und ein geschultes Auge entwickeln, dann könnte man während eines Urlaubs in einer der zahlreichen österreichischen Almhütten „steinreich“ werden. Und wenn nicht, ist die Schatzsuche ein spannendes und lehrreiches Abenteuer für Jung und Alt.

Jetzt teilen!
Granattor am Millstättersee | © Archiv Millstätter See Tourismus GmbH/ Franz Gerdl

Steinreich werden auf Österreichs Almen

Unsere Alpen sind sprichwörtlich steinalt. Vor Millionen Jahren sind die afrikanischen und europäischen Platten aufeinandergeprallt und haben unsere Alpen durch enorme endogene Kräfte aufgetürmt. Allerlei Kristalle, Mineralien und Fossilien sind vom Meeresboden mit hochgekommen und verbergen sich noch immer im Inneren der Gesteinsmassen des Alpenmassivs, an dem Österreich einen großen Anteil hat.

Ein Auge fürs Glitzern

„An frequentierten Wegen findet man selten Kristalle. Aber abseits, in der unberührten Natur, kann man fündig werden. Wer öfters in die Berge geht, bekommt ein Auge für das Glitzern zwischen grauen Steinen“, ermuntert der wohl bekannteste Mineralien-Experte Österreichs, Norbert Kranzelbinder zum spannenden Mineralien-Suchen. Er betreibt auf der Turracher Höhe in den mineralreichen Kärntner Nockbergen eine Kristall-Erlebniswelt mit allerlei Kuriositäten mehrere Mineralien-Geschäfte und plant jetzt in Wien ein neues Museum, um die glitzernde Welt der funkelnden Steine in die graue Bundeshauptstadt zu transferieren.

Kranzelbinder rät, das erste Mal mit Mineralien-Experten auf die Suche zu gehen. Sie wissen über die gesetzlichen Vorschriften Bescheid und kennen die besten Plätze, wo man fündig wird. Denn Mineralien in der Natur zu sammeln ist vom Gesetzgeber zwar grundsätzlich erlaubt. Anders sieht es aus, wenn man mit Krampen und Schaufeln loszieht, wild in der Gegend herumhackt und gräbt. Da kann man bald mit dem Gesetz oder dem Grundeigentümer in Konflikt kommen. Bei geführten Mineralien-Wanderungen kann das nicht passieren.

Kinder lieben das Sammeln

„Das Schöne ist ja das Bewusstmachen für die Schönheiten der Natur. Vor allem für Kinder ist das Mineralien-Aufspüren lehrreich und sehr spannend. Kinder lieben das Sammeln“, weiß der Mineralien-Experte aus Erfahrung. 

Und welche Alm-Gegenden in Österreich sind „steinreich“? Grundsätzlich überall in den Bergen und auf Almen. Aber besonders lohnend ist laut Kranzelbinder die Suche in den Kärntner Nockbergen, im Weißenseegebiet, in den Hohen Tauern oder im Habachtal im Oberpinzgau. Mit etwas Glück kann man in Österreichs Berggegenden Bergkristall, Smaragd, Granit, Marmor, Amethyst, Dolomit, grünen Schiefer, Gneis und Granaten aufstöbern.

„Die Nockberge sind voll von Granaten“, verrät Kranzelbinder. Das sind dunkelrot funkelnde Steine, die in der Natur eher unscheinbar sind. Meist sind sie wie Granatapfelkerne in braunem Stein eingesprenkelt. Auf den Almen bei Radenthein in Richtung Kaning kann man sie in großer Zahl finden oder im Granatium bestaunen. Nicht von ungefähr ist Radenthein die „Granatstadt“ Österreichs.

Das Tal der Smaragde

Das „grüne Feuer“ hingegen findet man im Habachtal. Das romantische Seitental im Oberpinzgau mitten im Nationalpark Hohe Tauern wird auch das „Tal der Smaragde“ genannt. Während geführter Wanderungen am „Smaragdweg“ kann man auf Schatzsuche gehen und unter Anleitung die wunderbar grün glitzernden Steinchen schürfen. Das „grüne Feuer“ versteckt sich meist zwischen Steinen im Bach. Die nötige Ausrüstung gibt es vor Ort. Nicht versäumen sollte man das Museum in Bramberg, um alles Wissenswerte über Smaragde zu erfahren. 

Goldwaschen – wie einst die Goldgräber es taten

Hin und her schwenken, den Sand von der einen Seite auf die andere rieseln lassen und das Ganze immer wiederholen. Bis endlich ein kleiner Goldflitter in der Goldwaschpfanne funkelt. Goldwaschen kannst du im SalzburgerLand im Raurisertal in der Ferienregion Nationalpark Hohe Tauern und im benachbarten Gasteinertal. Geschichtliche Dokumentationen besagen, dass rund 10% der Gold-Weltproduktion in diesen zwei Salzburger Tälern stattgefunden hat.

Im Raurisertal gibt es unterschiedliche Goldwaschplätze und auch Themen- und Erlebniswege. Geschichtsliebhaber kommen um einen Besuch im „Talmuseum“ nicht herum. Auch im Gasteinertal an den Goldwaschplätzen im Angertal und an der „Alten Pöck“ kann mit etwas Glück und unter fachkundiger Anleitung ein Goldflitter gefunden werden. Das „Tauerngold“ wie es im Gasteinertal genannt wird, hat eine lange geschichtliche Tradition. Obwohl im vorigen Jahrhundert der Goldbergbau in Gastein eingestellt wurde, ist das erste Goldvorkommen auf 2.000 Jahre zurückzuführen. Hast du also einen Goldflitter gefunden, hältst du auch ein großes Stück Salzburger Geschichte in deiner Hand.

Es ist ein Erlebnis für die ganze Familie, wenn mit Goldwäschestiefel und einer Goldwaschschüssel gemeinsam nach einem Goldflitter gesucht wird. Laut Schätzungen sollten sich noch ungefähr 120 Tonnen Gold in der Goldberggruppe zwischen Rauris und Gastein befinden. Deine Chancen auf Goldflitter sind daher sehr hoch - los geht's!

Auge in Auge mit dem Urmeer

Auge in Auge mit dem Urmeer befindet man sich im Naturpark Weißensee. Dort wandelt man auf den Spuren Millionen Jahre alter Fossilien, die von Lebewesen aus längst vergangenen Zeiten erzählen. Naturparkranger Robert Röbl gerät ins Schwärmen, wenn er von seinen „schwimmenden Sauriern“ erzählt, die man hier gefunden hat. Der Bursche ist 78 Zentimeter groß und zählt das stolze Alter von 235 Millionen Jahren, das muss ihm einer nachmachen. „Unter uns hat sich einst ein tropisches Meer ausgebreitet, daher ist das Gebiet sehr reich an Fossilien“, erzählt Röbl, der das Gebiet wie seine Westentasche kennt. Unter seiner Anleitung und Führung hat schon so mancher Gast versteinerte Ammoniten und Muscheleinschlüsse gefunden und voll Stolz mit nach Hause genommen, freut sich Röbl, der mit seinen Schäfchen von der Fischeralm am Weißensee startet. Und weil er ein „Tausendsassa“ ist, zeigt er später den begeisterten Gästen, wie man Fossilien und Steine schleift und bearbeitet.

Bleiben noch die magischen Swarovski-Kristallwelten in Wattens, die jährlich Tausende Besucher anziehen. „Toll gemacht, aber leider handelt es sich nicht um echte Steine, das ist perfekt geschliffenes Glas“, rückt Kranzelbinder die Welt der Kristalle zurecht.

Edelsteine für Körper, Geist & Seele

Der Mythos Edelstein ist allgegenwärtig. „Immer mehr Menschen glauben an die positive Wirkung der Steine. In letzter Zeit gibt eine große Nachfrage in Verbindung mit Gesundheit und Lifestyle“, weiß Kranzelbinder aus Erfahrung. Gua-Sha-Steine und Quarzroller zu Massagezwecken, Halbedelsteine zur Energetisierung des Wassers boomen. In Wohnungen sind sie beliebte Dekorationsstücke, die für Harmonie sorgen sollen. Es lohnt sich also allemal, während eines Almurlaubes in die sagenhafte Welt der Mineralien einzutauchen. Vielleicht liegen sie sogar vor der Hüttentüre.

Elisabeth Tschernitz-Berger
15 Artikel
Alle Artikel von Elisabeth Tschernitz-Berger

Unsere Empfehlungen

Schau gleich vorbei

Weitere Artikel